![Gipfeltrekking Ecuador](assets/images/ecuador/pic_000.jpg)
Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Wir hatten heute einen Super-Sonnenaufgang, die Landschaft wird wieder hügeliger und schöner. Allerdings ging es die ersten 16 km nur durch kleine Dörfer,
so daß wir erst in Astorga unser Frühstück bekamen. Kurz vorher allerdings gab es einen Berg, auf dem ein junger Einsiedler eine Herberge aufbaute, die
Casa del los diosos. Er hatte einen Stand aufgebaut, an dem wir uns schon mal einen Kaffee ziehen konnten und etwas Obst. Alles auf Spendenbasis, aber
das war Ehrensache für uns. Jana übersetzte mir später ihr Gespräch mit dem Mann. Er war durch die Welt gereist, oft auch als Pilger und sah es nun als
seine Berufung an, eine Herberge für Pilger zu betreuen.
Er war ein sehr positiver junger Mann und erinnerte etwas an Flowerpower und die Woodstock-Generation. Strange but very good. In Astorga dann,
nach dem Päuschen, schauten wir uns die sehr schöne Kathedrale und ein weiteres Gebäude des Architekten Gaudi an. Klaus, der weniger Menschen, sondern
v.a. Bauwerke fotografierte, wurde nicht mehr fertig mit der Knipserei.
10 km weiter, es ging schon straff bergan, nahmen wir ein gutes Pilgermenü zu uns. Mit vollem Magen nahmen wir auch die letzten 10 km in Angriff. Die
Landschaft wurde schöner und schöner. Klaus konnte das allerdings weniger genießen, seine Fußschmerzen wurden heftiger. Er quälte sich aber noch bis Rabanal,
wo wir eine gemütliche private Herberge bezogen. Ein jammernder Holländer lag hier im Bett. Jana unterhielt sich eine Weile spanisch mit ihm, schüttelte
dann aber den Kopf und verdrehte die Augen. Sie übersetzte mir später alles. Er wäre schon tagelang allein gepilgert, wir wären die ersten Leute, die er traf.
Er sei völlig fertig und deprimiert. Janas Einwürfe, sie habe Leute getroffen, die aus Deutschland und Polen kamen und schon tausende Kilometer hinter
sich hätten, wollte er nicht hören. Das hätte sein Selbstmitleid ins Wanken gebracht. Weichei ist der deutsche Begriff, sagte ich zu Jana und sie erklärte
mir das spanische Pendant. Ich verstand nicht richtig, aus ihrer Zeichensprache entnahm ich eine Art Wackel-Penis 🙂. In einer gemütlichen Küche nahmen wir dann
das von der Hospitalera gekochte Abendessen zu uns. Danach saßen wir noch eine Weile vor dem Kamin und kauten Eßkastanien. Am Tonfall vermute ich erkannt zu
haben, daß sich der Holländer noch mit Jana und der Herbergsmutter in den Haaren hatte. Aber Jana war taff und irgendwann wurde auch das Weichei müde.
Klaus telefonierte hier sehr lange mit seiner Freundin, es gab wohl wieder mal Probleme. Er tat mir heute leid, mit seinem Leben, was nie in geruhsamen Bahnen
verläuft und den Schmerzen noch dazu.
Wir frühstückten noch in der Herberge und nahmen dann die Berge in Angriff. Der Holländer versuchte nur 1 km lang an uns dranzubleiben, danach war er,
Gott sei Dank, verschwunden. Das Wetter war herrlich, die Landschaft ein Genuss, aber es war sehr eisig hier oben. Jana erzählte uns, daß hier oben sehr
schräge Vögel wohnen. Hier in der Nähe sei ein Dorf, deren überwiegend deutsche Bewohner alternativ lebten in der Form, dass sie sich selbst versorgen,
v.a. vegetarisch, oft auf Marihuana sind und z.T. nackt durch die Kante liefen. Na ja, bei dem Wetter hätten wir da eh nix zu schauen gehabt.
So liefen wir durch bis zum Cruz de Ferro, einer hölzernen Säule, um die herum ein Kegel aus Pilgersteinen aufgeworfen wurde. Schon unterwegs hatten wir uns
einen Stein gesucht, wirft man den hier mit dazu, wird einem ein Wunsch erfüllt. Wir rasteten kurz und machten uns auf den langen Abstieg. Ein unbedingter Halt
mußte noch bei dem Einsiedler gemacht werden. Er hielt sich für einen Nachfolger der Templer und so sah es dort auch aus.
In einer verräucherten Hütte hausten hier drei Männer und drei Frauen, paar Hunde und Unmengen von Katzen. Wir tranken hier einen Kaffee und aßen undefinierbares
Gebäck, auch hier alles auf Spendenbasis. Jana meinte später, die dürre Gestalt sähe dieses Jahr viel besser aus, die letzten Jahre wäre er nur auf Drogen
gewesen. Man könne auch übernachten hier, allerdings sei es die einzige Herberge, wo man sich kleine Tierchen einfangen würde. Der weitere Abstieg war steil
und ging in die Knie, aber die wundervolle Aussicht ließ uns das vergessen.
Cafe's gab es keine an der Strecke, wir fanden aber einen kleinen Laden, an dem wir uns mit Eß- und Trinkbarem eindecken und einen Moment in der Sonne
sitzend die Bergluft genießen konnten. In Montesecco gab es Pilgrimsdinner, ich eß im Normalfall keine Suppe, aber die hier war einmalig gut. Der
Holländer saß ebenfalls hier, er hatte uns wohl überholt, während wir beim Einsiedler waren. Bis Ponferrada war es nicht mehr weit, ging allerdings nur
an der Straße entlang.
Die Herberge war sehr modern, alles Notwendige war vorhanden. Neben dem Holländer und uns waren noch ein paar Obdachlose hier untergebracht, eine gute Sache,
finde ich. Der alte Hospitalero war etwas launisch, aber doch ganz nett. Abends ging es in eine Bar über die Straße. Klaus und ich mußten lachen, wie die
Bardame die Aschenbecher leerte. Sie wurden auf den Boden gekippt. Wenn die Gäste abends fort sind, wird hier durchgekehrt, erleuchtete uns Jana.