Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Italien
Pisa - Lucca - San Miniato - Gambassi Therme
Für heute war ein Ausflug weg von der Francigena geplant, mit dem Zug nach Pisa. Vorher frühstückten wir noch unten in der Bar. Die Züge hier sind pünktlich, preiswert, sauber und meist klimatisiert. Alle Toiletten sind offen, in der mitteldeutschen Regio-Bahn sind oft 4 von 5 Toiletten gesperrt. Ich vermute mal, in puncto Infrastruktur haben uns die Italiener abgehängt, was jetzt auch keine große Kunst ist 🙂. In Pisa angekommen, gab es auffallend viele Carabinieri am Bahnhof, die Zeiten haben sich geändert.
Durch die Innenstadt ging es gemütlich über den Arno und weiter zu den Touristen-Magneten. Der schöne Platz mit dem Schiefen Turm, der Kathedrale und dem Battistero di San Giovanni war schon straff gefüllt. Und natürlich mußte ich Fotos für Manu machen, wie sie den Schiefen Turm hält, was ich ihrer Meinung nach nur ungenügend gut erledigte 🙂. Wir blieben paar Stunden, ich eher sitzend auf der großen Wiese, Manu tingelte zwischen den Massen herum. Am Nachmittag nahmen wir dann den Zug nach Lucca, zurück zur Francigena.
Wir hatten hier wieder B&B gebucht, mein damaliges Hostel, Ostello San Freddiano, gab es nicht mehr. Die Preise für Pilger-Herbergen sind derart gestiegen, dass es keinen Unterschied mehr macht, ob Pilger-Herberge oder B&B. Mehrmals zahlten wir 35 € pro Person, für 2 Personen also 70 €, da bekommt man ein gutes Doppelzimmer im B&B und hat noch Frühstück dazu. Wir checkten auch gleich ein, in ein kleines Dachgeschoss-Zimmer im Zentrum. Danach liefen wir den schönen Weg auf der Stadtmauer um den kleinen Ortskern herum.
Wir besuchten den Torre Guinigi, auf engen Treppen ging es hinauf und auf dem Dach mit den alten Steineichen hat man eine geniale Aussicht über die Gegend. Alles Schöne lag eng beieinander in dem kleinen Ort: die Kirchen San Frediano, San Michele in Foro und der Dom von Lucca. Der Piazza dell'Anfiteatro war ein ehemaliges römisches Amphitheater und ist heute ein Kreis aus Gebäuden mit Bar's und Restaurants davor. Am Nachmittag spielte ein Musiker wundervolle Geigenstücke. Wir beendeten den Tag voller schöner Eindrücke in der Bar vor San Michele in Foro.
Am Morgen beim Frühstück an der Stelle, wo wir abends aufgehört hatten, beschlossen wir mit dem Zug nach Fucecchio zu fahren und von da den Rest nach San Miniato zu laufen. Ich hatte noch mit meinem Infekt zu tun und Manu mit ihrem Zeh. Lief nicht so rund dieses Jahr, vielleicht sind wir ja morgen wieder etwas fitter. In Fucecchio angekommen, war es gefühlt noch heißer, wir liefen bergauf nach San Miniato. Es gibt einen unteren Ort (Basso) und einen oberen (Alto), ich hatte oben eine Pilgerherberge bekommen. Wir schleppten uns erstmal in die Bar und danach hoch zum Torre Federico II. Hier hatte man eine herrliche Aussicht. Wir blieben paar Stunden und machten Picknick mit unseren Essensresten.
15 Uhr dann marschierten wir vorbei am Palazzo del Seminario zum Ostello San Miniato. Ein junger Hospitalero liess uns auch nicht lange warten und wir durften rein. Wir wären die Einzigen heute, meinte er, auf meine Frage hin. War ok hier, alles was man braucht. Wir holten uns noch Bier-Reserven aus dem einzigen Alimentarii hier und begaben uns dann zu Manu's Wunsch am Abend. San Miniato ist nämlich berühmt für die Trüffel hier und Manu wollte einmal regionale Küche mit Trüffeln probieren. So saßen wir dann auf einem Restaurant-Balkon von 2x1 Metern und aßen handgemachte Pici mit Trüffeln bei genialer Aussicht. Nobel geht die Welt zugrunde 🙂. Der Abend endete aber vor unserem Ostello, da gab es einen kleinen ruhigen Platz mit ebenso guter Aussicht, ideal für Birra Moretti 🙂.
Wir nahmen früh wieder die erste Bar auf der Francigena für's Frühstück, danach liefen wir Richtung Gambassi Therme. Eigentlich eine wunderschöne Strecke, ein ruhiger Weg, viele kleine Hügel. Doch wegen der Trockenheit und Hitze im August sah es hier eher nach verbrannter Erde aus. Nur selten konnten wir Wasser auffüllen und wir nutzten jeden der seltenen Schattenplätze zur Pause. Wir begegneten jetzt öfter Pilgerpärchen, auch ein Paar Italiener, die wir bis Siena regelmäßig trafen. Es wurde anstrengender als gedacht und so waren wir am späten Nachmittag froh, in dem wunderbaren Ostello Sigerico zu landen, 2 km vor Gambassi Therme. Hier hatte sich auch viel verändert im Vergleich zu 10 Jahren vorher. Neben dem höheren Preis, gab es einen schönen Garten und mehr Unterkünfte. Frühstück und Abendessen konnte man mit buchen, hier gab es im Umkreis von 2 km auch nix.
Zum Abend saßen 8 Pilger beim Abendessen und wieder mal ärgerte ich mich, dass ich meine Italienisch-Kenntnisse nicht verbessert habe. Englisch war manchmal nicht ausreichend. So entzogen wir uns nach einer Stunde dem babylonischen Sprachgewirr und ließen den Abend auf dem schönen Vorplatz ausklingen.