
Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Heute war Akklimatisationstag. Das heißt: hoch laufen zu Camp 2 auf 4200 m und wieder zurück. Das klang nicht so schwierig, zumal wir Camp 2
schon von Camp 1 aus sehen konnten. Doch die Hitze und der sehr steinige steile Weg setzten uns schon ordentlich zu. Auch wurde uns bewusster,
wieviele Menschen hier hoch und runterstiegen. Im 5-Minuten-Takt zogen Touristen vom Gipfel ins Tal bzw. Muli-Kolonnen auf und ab. Aller 200-300
Höhenmeter machten wir Rast, viel Trinken war ein Muss am Berg. Am Anfang noch Ballermann-Lieder auf den Lippen verstummten diese zunehmend 🙂.
Kurz vorm Camp 2 bogen wir dann auf einen ruhigeren Hügel ab und machten eine längere Rast vorm Abstieg.
Dieser war in dem steinigen Gelände nicht viel einfacher. Unten angekommen, war noch Anprobe der Steigeisen für den übernächsten Tag. Über eine mitgeschleppte Box lief Partymusik und diverse Tanzeinlagen hielten die Stimmung hoch 🙂. Nach uns war noch eine Gruppe von 5-6 jungen Polen angekommen, alle gut durchtrainiert. Sie wollten am nächsten Tag mit uns aufsteigen, doch den ersten erwischte es noch am Abend mit Übelkeit. Wasser aus der Leitung sollte man in der Türkei nicht unabgekocht trinken, vielleicht lag's daran, keiner wusste das. Sie blieben am nächsten Morgen jedenfalls liegen, alle hatten mittlerweile Magenprobleme.
Wir blieben verschont, so ging es am Morgen hoch zu Camp 2 zum Übernachten. Die Strecke kannten wir schon, was diese jedoch nicht leichter machte.
Unsere Mulis zogen auf halben Wege an uns vorbei und als wir oben ankamen, mussten die meisten der Zelte noch aufgebaut werden. So versorgten wir uns
erstmal mit Çay und Kaffee und genossen die freie Sicht ins tief liegende Tal. Toiletten gab es hier keine, jeder suchte sich einen Fleck, keiner wollte
sich jetzt auch vorstellen was und wo hier über die Jahre hinterlassen wurde. Wir waren zu aufgeregt, diese Nacht war Aufstieg. Ich schlief soviel
ich konnte, gepackt haben wir dann, nachdem unser Wecker uns 1 Uhr aus dem Schlaf geholt hatte. Wir tranken noch soviel wir konnten, dann ging es in
die Nacht hinaus.
Am Hang waren schon viele Stirnlampen von vor uns gestarteten Gruppen zu erkennen. Der Weg war sehr eng, steil und steinig. Starren Blickes, immer
die Schuhe des Vordermannes im Blick, stampften wir langsam bergan. Stunden in der Dunkelheit vergingen, man schaute automatisch nicht nach oben, da
sah man eh nichts. Bis auf leichte Atemprobleme und einmal Übelkeit blieben wir von größeren Hindernissen verschont. Die Morgenröte stieg rechts am Hang
herauf. Zwischenzeitlich kamen vereinzelt Leute aus anderen Gruppen herunter, sie hatten es nicht geschafft. Es wurde heller und vor uns breitete sich
ein breiter Schnee/Eis Teppich aus. Die Luft war dünn und es bereitete Mühe die Steigeisen anzulegen.
Irgendwann hatten wir den schönen Gipfel im Blick. Genau senkrecht darüber, die strahlende Sonne. Auch wenn es die letzten Höhenmeter nochmal
steiler wurde, spätestens jetzt hatte man die letzte Motivation. Unsere Gruppe hatte es komplett geschafft, wir freuten und umarmten uns. Danach
Fotos, Fotos und nochmal Fotos 🙂. Wir blieben einige Zeit am Gipfel, irgendwann drängte Firat, da wir ja heute noch 2 Camps tiefer mussten.
Der Abstieg war nicht viel entspannender, aber der Kopf war frei.
Nach schier endlosen Stunden abwärts mit Steigeisen, da wir einen schneereicheren Weg nach unten wählten, erreichten wir wieder Camp 2. Hier hatten
wir eine Stunde zur Stärkung. Firat schrie öfter mal andere Bergtouristen an, die vom Weg abwichen und über uns Steine ins Rollen brachten. Er wußte
warum, der steile Hang war so voll von großen Steinhaufen, wenn sich da einer löste, der schoß wie eine Kugel ins Tal. Den Polen ging es mittlerweile
besser, wir trafen sie in Camp 2. Sie sollten kommende Nacht den Gipfel erreichen. Nach weiteren Stunden erreichten wir erschöpft und glücklich
Camp 1. Viel passierte hier nicht mehr: Unsere Reiseleiter spendierte das erste Bier 🙂, dann nur noch Essen, Trinken, Schlafen.