Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Italien
Montefalco - Patrico
Heute stand eine lange Etappe auf dem Plan, dafür aber die schönste Unterkunft. Also schnell gefrühstückt im B&B, danach geht's bergab aus Montefalco heraus. Feldwege, kleine Straßen, es ging über Wiesen, an Höfen vorbei, durch kleine Orte, immer gerade. Kurz vor Spoleto wird's dann nervig, lange verlief unser Weg an Hauptstraßen entlang, man mußte immer wachsam sein, auch stank es hier. Nicht allzu bester Laune liefen wir bergan in die Stadt hinein. Wir versuchten noch etwas von dem Reiz dieser Stadt aufzunehmen, ehe wir im Park in Nähe des Doms eine Pause machten. Einzeln gingen wir in den wunderhübschen Dom Santa Maria Assunta.
Darauf liefen wir durch ein Tor in Richtung der gigantischen Brücke Ponte delle Torri. Beim Fotografieren fiel leider mein treuer Pilgerstock in die Tiefe, nach dem Ponte fand ich aber gleich Ersatz, war nur bissel schwerer 🙂. Gleich nach der Brücke begann ein Hammer-Anstieg durch den Wald, manchmal auf dem Weg dachte man, man muss die Hände zu Hilfe nehmen. Gefühlte Ewigkeiten später erreichten wir das Kloster Monteluco und einen Picknick-Platz. Hier gab's erstmal den verdienten Capuccino. Einige Italiener kamen mit dem Bus hier an, sie lieben es an schönen Stellen Picknick mit ihrer Familie zu machen. Nur regnete es leicht, so war die Anzahl überschaubar. Wir mußten weiter, für uns war der Anstieg noch nicht zu Ende heute.
Ruhige Straßen entlang schlängelten sich die letzten Kilometer aufwärts, der Regen ließ nach und die Aussichten waren kaum zu toppen. Erst die letzten Meter nach Patrico ging es leicht bergab, einmal mußten wir noch eins der seltenen Autos anhalten, um zu fragen, dann waren wir angekommen. Mitten auf einem Berg befindet sich hier ein idyllisches Bauerngehöft (Agriturismo Bartoli, 55 € pro Person HP), schon Richard Gere und andere wußten, warum sie hierher gekommen waren. Wir waren etwas kaputt heute und gingen erstmal in unser wunderschönes Zimmer. Erst danach konnten wir die Rundumsicht hier vollends genießen, inklusive Sonnenuntergang. Gegessen wurde abends gemeinsam mit dem Hausherrn, einige Gänge und guter Hauswein, Literflaschen, sorgten für beste Stimmung. Auch andere Pilger waren hier, Deutsche und Holländer, alles nette Menschen.
Patrico - Polino
Auch das Frühstück wurde gemeinsam eingenommen, allerdings war der Hausherr schon weg, bei der Arbeit. So verließen wir diesen schönen Ort. Man durfte nur nicht denken, weil wir auf einem Berg übernachtet haben, es würde jetzt abwärts gehen. Weit gefehlt, paar Kilometer ging's leicht bergan, danach kam wieder ein enorm steiler Anstieg auf den Monte Fionchi. Bei gutem Wetter hatten wir wieder eine geniale Sicht auf umliegende Bergflanken. Erst jetzt ging es steil bergab, anfangs über Wiesen, danach über kaum zu findende Pfade querfeldein. Manchmal lagen Schädelknochen von Kühen hier herum, was paar Scherze nach sich zog 🙂. Später verlief ein Pfad durch immer höher werdenden Wald. Nach einem Rastplatz lag ein Zettel am Boden, von anderen Pilgern vorher.
Darauf stand: "Hier geht's nicht weiter wegen Waldrodung, wir haben es versucht. Wir probieren die Umgehungswege." Unbelehrbar, probierten wir es trotzdem, und stiegen über gerodete Stämme, merkten aber bald, dass wir für 20 m eine halbe Stunde brauchten. Und etwa 500 m waren's noch. Die Zeit hatten wir heute nicht und so kehrten auch wir um. Damit wurde unsere Strecke heute zwar noch länger, aber wir kamen erstmal aus dem Wald heraus. Eine Stunde später landeten wir auf der ruhigen Straße nach Ferentillo, die sich ewig lang in Serpentinen ins Tal schlängelte.
Im Ort selbst mit dem bekannten Mumienmuseum machte wir Rast in einem Cafe, wir wußten dass wir die knapp 1000 m die wir gerade abgestiegen waren, jetzt wieder hoch mußten. Ein Stück die Straße lang, durch einen breiten Spalt im Fels, verlief der Weg zuerst an kleinen Häuschen vorbei, später im Wald steil aufwärts zum Carpio-Pass. Es war sehr schwül, oben angekommen, mußten wir rasten.
Weniger steil, aber stetig bergan ging es weiter, der Weg verlief um den Monte Petano herum. Wir überholten den Pilger vom ersten Tag, er lief extrem langsam, ich fragte mich den restlichen Tag wo er wohl übernachten wird und wie er überhaupt hierhergekommen ist. Später ging es weiter die Straße entlang, auf und ab, vorbei am Bergdorf Polino und schon ziemlich kaputt erreichten wir nach weiteren Serpentinen bergan das Hotel (Hotel Don Bosco, 60,00 € Doppelzimmer mit Frühstück).
Nur drei Pilgerinnen übernachteten hier, sonst war alles leer hier. Es dämmerte schon, wir nahmen unser schönes Zimmer in Beschlag und aßen im Hotel zu Abend. War auch weiter nichts in der Nähe, es lag einsam und idyllisch am Waldrand.