
Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Heute durfte ich nochmals durch die einzigartige Altstadt von Siena laufen. Und wen traf ich unter Menschenmassen vorm Dom? Alain und Gabrielle. Sie hatten hier ein
Hotel genommen und mußten zwei Tage bleiben, es gab Probleme mit Alain's Kreditkarte, eine Neue mußte erst geschickt werden. Es war wieder eine schöne Wanderstrecke
heute, zwar meist nur Straßen, aber landschaftlich wunderbar. In Ponte d'Arbia nahm ich die erste Bar, um mich nach der Unterkunft zu erkundigen. Da saß Yolande,
ein Pilger aus Kanada, er hatte schon den Schlüssel dafür und zeigte mir die kleine, urige Herberge. Es war leer, wir konnten uns jeder eines der Zimmer aussuchen.
Hinter dem Haus standen paar Esel, idyllisch hier. Abendessen musste ich mal wieder in der Bar, hier gab es sonst nichts. In dem Pilgerbuch der Herberge sieht man
immer wer noch so unterwegs ist, so viele wie auf anderen Wegen sind es hier nicht.
Landschaftlich wunderbar, wenn auch viel Straße, führte der Weg heute leicht hügelig nach San Quirico d'Orcia. Es gab kaum Ortschaften unterwegs, nur Felder und
Wiesen. Entspannend, man ist mit seinen Gedanken allein. San Quirico d'Orcia selbst ist schön, viele kleine Kirchen und ein sehr gepflegter Park. Das Ostello hatte
noch zu, ich spazierte bischen rum. Allerdings sollte man dann rechtzeitig da sein, 200 km vor Rom sind zunehmend Radpilger unterwegs, da wird es schnell mal voll.
So war's dann auch. Am Abend zog ein ordentliches Gewitter auf, sieht gut aus über der grünen Hügellandschaft.
Am Morgen führt der Pfad zunächst über kleine Straßen aus dem Ort heraus, ehe man paar Stunden an der Fernverkehrsstraße entlang läuft. Allerdings
durch wenig bebautes Gelände, meist in schöner Landschaft. Erst im letzten Drittel biegt der Weg links steil hinauf auf einen Berg. Es wird schöner und schöner,
Wälder, hohe Blumenwiesen, hier und da eine Ruine. In dem verträumten Bergdorf Radicofani gibt es eine wunderbar betreute Herberge der Jakobs-Bruderschaft.
Sie war auch gut gefüllt, das erste Mal bekam ich hier die rituelle Fußwaschung angeboten, später in Rom auch. Gute Versorgung war hier inklusive, so war ich nur
mal fürs Bier auf dem Piazza San Pietro und auf der Burg am Berggipfel. Erstmals sah ich auch einen japanischen Pilger, Pilgern ist wohl weniger beliebt da oder
noch im Kommen.
Am nächsten Tag verlasse ich die Toskana, nach der Lombardei, Emiglia Romana und der Toskana geht es in die Provinz Lazio. Bergab geht es zunächst durch die
schöne einsame Berglandschaft auf kleinen Wegen, ehe man auf knapper Hälfte wieder auf große Straßen trifft. Auf dem letzten Kilometer den steilen Berg hoch
zum Zielort Acquapendente hielt eine junge Frau an und wollte mich fahren. Ich musste als Fußpilger leider ablehnen, lief ich so jämmerlich rum 🙂?
In der Casa del Pellegrino war ich diesmal wieder allein, so ging ich in den hiesigen Coop und hab mir zu essen und Moretti geholt.
Unterwegs las ich, übermorgen gibt es einen Via Francigena Marathon hier, von Acquapendente nach Montefiascone. Kann ich mit meinem Rucksack
leider nicht teilnehmen 🙂.
Nach der Vorstadt und einem Industriegebiet zog sich der Weg dann hügelig und schön anzusehen durch Wald und Flur zum großen Lago di Bolsena. Die letzten
Kilometer führten am Ufer des Sees entlang und ich überlegte, ob ich wieder Zelten sollte. Aber es sah nach Regen aus, so nahm ich Unterkunft in einem
Nonnenkloster. Ein nasses Zelt ist schwer, erinnerte ich mich 🙂. Am späten Nachmittag ging ich dann ausgiebig am See-Ufer wandeln.
Lange führte die Strecke heute in Seenähe am Fuße vereinzelter Berge entlang. Dann ging es stetig bergan nach Montefiascone, landschaftlich wieder schön, abwechselnd
Wälder und Wiesen. Es waren ziemlich viele Pilger unterwegs, aber klar, viele fangen erst kurz vor Rom an. Man lief heute auf Teilen der originalen,
etwa 2000 Jahre alte Römerstrasse, der Via Cassia. Auch nach Montefiascone ging es an roten Wiesen voller Mohnblumen und Feldern vorbei, bis kurz vor Viterbo,
dem heutigen Ziel. Die Nacht verbrachte ich im hiesigen Kapuzinerkloster. Die Unterkunft war voll, mit Mühe bekam ich noch einen Platz, was sich nachts dann auch
im Geräuschpegel widerspiegelte.
Landschaftlich sehr abwechslungsreich setzte sich der Weg fort: enge Waldwege, hohe Alleen, das Grün wechselt ständig. Steil bergauf zum schönen Lago di Vico, geht es
danach genauso abwechslungsreich nach Sutri. Die hiesige Unterkunft gehörte zu einem Karmelitenkloster, die Frauen dort durften nicht direkt mit Männern kommunizieren,
ein Holzgitter war zwischen uns. Was auch fasziniert, wie ärmlich das Kloster von außen aussieht und wie prunkvoll von innen. Lohnt sich immer wieder in Italien,
in jede noch so schäbige Kirche reinzuschauen. Meist findet sich eine Perle.