Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Italien
Como - Fiorenzuola d'Arda
Ich ging mit gemischten Gefühlen Richtung Italien. Zwar besuchte ich dieses Land schon öfter, v.a. Rom, aber diesmal sollte ich direkteren Kontakt zu Land und Leuten bekommen. Wie wird das aussehen? Zunächst ging es bei trübem Wetter straßenlastig weiter nach Chiasso, dem Grenzübergang, danach entspannter an der Promenade des Comer Sees entlang. Am Stadtrand von Como ging es einige Kilometer wieder laute Hauptstraßen entlang bergauf, irgendwann bog ich ab in ruhigere Vororte. In Cantù angekommen, dauerte es ewig bis ich in einem Gasthaus ein Zimmer fand. Zudem zeigte sich die Sprachbarriere, mich ärgerte noch lange kein Italienisch gelernt zu haben. Nach langem Wandern allein in der Natur empfand ich alles chaotischer, hektischer und lauter. Die Menschen hier nahm ich allerdings sofort als offenherzig und freundlich wahr.
Denn am nächsten Morgen frühstückte ich an der Tankstelle, der Tankwart fragte mich wo es hingeht und schenkte mir paar Schokoriegel. Die Strecke heute aber war grottig, meist durch Vorstädte, Städte und die Straßen entlang, nach 15 km musste ich mich erstmal zurücklehnen in einem Cafe. Es folgte die grauenhafte Vorstadt von Mailand, kilometerweit ging es eine schnurgerade Zubringerstraße entlang, dann am Stadtring weiter zur Jugendherberge. Es war schon früher Abend als ich mit der Metro zum wunderschönen Dom fuhr, hier konnte ich endlich erstes italienisches Flair spüren. Genauso am Abend, die Herberge lag nahe beim San Siro Stadion und es war Stadtderby AC Mailand gegen Inter Mailand. Eine ordentliche Geräuschkulisse, Super 🙂.
Der Weg am Tag darauf nach Pavia war nicht viel besser, über 40 km schnurgerade Straßen und Radwege, endlos. Aber ich bekam ersten Kontakt zu Menschen. Luigi hielt mich an seinem Haus an und wir unterhielten uns in Englisch. Er füllte mir die Wasserflaschen und schenkte mir sein Basecap. Angekommen in Pavia, fand ich auch nach langem Suchen meine erste Pilgerherberge in Italien. Und ich traf Pilger !!! Wie hatte ich mich drauf gefreut. Es gab doch noch mehr solch umtriebige Leute wie mich 🙂. Ich war endlich auf der Via Francigena, dem Pilgerweg nach Rom gelandet. Mein Weg traf hier auf den in Canterbury beginnenden Weg. Für die Strecke hatte ich aus dem Internet ein gutes Herbergsverzeichnis gespeichert, konnte also mein Zelt eine Weile ruhen lassen. Nach dem Bummel über die schöne Ponte Coperto in die ebenso schöne Innenstadt, gab es heute erstmals Pilgermenü. Die Herbergen teilen einem meist entsprechende Lokalitäten mit.
Am nächsten Tag traf ich Pilger auf dem Weg, später sogar deutsche, Sigrid und Marianne. Es war mir ein Genuss endlich mal paar Tage mit jemandem zusammenzulaufen, zu reden, zu lachen 🙂. Bis Piazenca liefen wir zusammen, zumindest trafen wir uns abends in den Unterkünften. Heute ging es erstmal zurück über den Ticino, dann hinaus aus Pavia. Bei sonnigstem Wetter liefen wir meist an Feldern entlang. Es gab viel zu erzählen, einige Cafe's wurden besucht, so merkten wir in Belgioioso, dass die Zeit knapp wird. Ich ging dann voraus, um die Unterkunft sicherzustellen. Die Kirche in Santa Cristina e Bissone hatte noch auf und sie gaben mir den Schlüssel. Hier sah ich dann am Abend erstmalig Alain und Gabrielle, wir sollten uns noch bis Rom sehen und gute Freunde werden. Ein gemütlicher Pilgerabend beschloss den 1. Tag auf der Via Francigena.
Über Feld und Wiesen verlief auch der Weg nach Orio Litta, es ging durch kleine Orte wie Miradolo Therme und über den Fiume Lambro. Dort angekommen, belagerten wir zuerst die Betten der schönen Herberge. Das gab später Ärger, 3 Belgier hatte hier bestimmte Betten vorbestellt. Sie kamen später und beharrten darauf. Ich verstand nicht wie das mit einer Pilgerherberge zusammengeht und diskutierte eine Weile rum. Aber es wurden uns noch weitere Liegen aufgebaut, Ruhe kehrte ein. Später in der Bar gaben die Belgier eine Runde Getränke und alles ward vergessen. Der Hospitalero fuhr uns abends sogar in eine Trattoria, die weit außerhalb liegt. Und danach rief er den Fährmann an, dass er uns den nächsten Tag über den Po bringen möchte. 575 km bis Rom stand auf dem runden Mosaik in der Nähe der Herberge.
Am Morgen liefen wir hinunter zum Po. Ein Mann kam uns entgegen, ein scheues weißes Tier an der Leine. War das ein Hund? Später beim Po-Ufer waren auch die Belgier der Meinung, das war ein Wolf. Wie auch immer, der Fährmann kam schon bald und wir setzten über den breiten Fluss. Herrlich. Er brachte uns noch zu seinem Haus, wo wir uns in Pilgerbüchern verewigen sollten. Ein kultiger Francigena-Fan, an seinem Haus hing eine Bronzetafel mit den Entfernungen zu den ganzen Pilgerzielen. Meist Nebenstraßen entlang liefen wir weiter, durch kleine Ortschaften, später überquerten wir noch den teilweise versandeten Fluss Trebbia. In Piacenza nahmen wir in der Vorstadt erstmal eine Bar, um zu essen und die Unterkunft klarzumachen. Die war dann auch hier in der Nähe.
Erst am folgenden Tag konnte ich die Innenstadt mit dem Dom und anderen sehenswerten Kirchen begutachten. Ich lief heute wieder allein weiter nach Fiorenzuola d'Arda. Hinter Piacenza ging es lange schnurgerade die Straße entlang, ehe sich die Strecke ruhiger auf Feldwegen fortsetzte. Im Zielort angekommen, suchte ich erstmal das Parrocchia von der Kirche, um mein Gepäck abzulegen. Dann spazierte ich einkaufen und ging ins Cafe. Als ich am Abend in die Unterkunft zurückkehrte, standen da Sigrid und Marianne. Man hatte nur noch ein Bett, sie wußten nicht was sie machen sollten. Ich gab Ihnen mein Bett und legte mich mit dem Schlafsack in die Küche.