Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Deutschland
Es läuft langsam rund: Zwickau - Nürnberg
Am Morgen war ich schmerzfrei an den Füßen, ich traute dem noch nicht ganz, aber es sollte sich bestätigen. So konnte ich den Weg heute in meine erste Pilgerherberge entspannter genießen. Anfangs führte der Weg durch die schöne Innenstadt von Zwickau mit Rathaus, Dom St. Marien und schön restaurierten Gebäuden auf dem Hauptmarkt. Weiter durch die Vorstadt zog sich der Pfad viele Feldwege und Straßen entlang nach Reichenbach. Nach dem Dorf Mühlwand ging es hinauf in den Buchwald. Absolut idyllisch lag die Herberge da, ein freundliches Ehepaar betreute diese. Neben dem Hauptgebäude stand eine urige Pilgerherberge.
Das erste emotionale Highlight hatte ich als mein Freund Volker mit mir zusammen am nächsten Morgen die Etappe Reichenbach - Plauen bewältigte. Er mit Rollstuhl und Handbike. Anfangs noch schöne Waldwege entlang, hatten wir später bissel Pech, da die Talsperrenbrücke in Pöhl gesperrt war und wir deshalb viel Hauptstraßen laufen mußten. Aber wir hatten trotzdem unseren Spaß. Abends ging es noch schön essen, dann wurde Volker abgeholt und ich rückte in die Jugendherberge ein, etwas wehmütig. Er kam aber noch dreimal an die Strecke, in Hof, Marktschorgast und Pegnitz, auf solche Momente freue ich mich dann schon den ganzen Tag 🙂.
Auch am nächsten Tag ging es schöne Feld- und Waldwege entlang über die ehemalige innerdeutsche Grenze durch den Landschaftspark Theresienstein nach Hof. Das Wetter war prima zum Wandern. Hier traf ich mich wieder mit Volker, Buden waren in der Stadt aufgebaut, wir aßen und tranken erstmal ordentlich. Am Abend übernachtete ich wieder in einer kleinen Pilgerherberge, Schlüssel gab es im Pflegeheim der Diakonie. Der freundliche Herbergsvater kam erst abends vorbei und wir plauderten ein wenig. Die folgende Strecke nach Marktschorgast war zwar weit, ließ sich aber schön laufen. Wieder viel Wald und Feld, wurde es hügeliger am Rande des Fichtelgebirges. Am Zielort hatte ich Unterkunft bei Frau Greim, einer erfahrenen Pilgerin. Sie hatte viele interessante Infos parat und umsorgte mich sehr herzlich.
Die nächsten Tage änderte sich die Landschaft wenig, sehr entspannt. In der Jugendherberge Bayreuth berührte mich das Schicksal eines jungen Mannes aus Bangladesh. Amit studierte in Bayreuth, wurde ausgeraubt und hatte kein Geld mehr um hier in Deutschland zu bleiben. Er saß schon auf gepacktem Koffer, er musste den folgenden Tag heim. Zudem hatte seine Freundin am selben Tag einen schweren Unfall. Trotzdem hatte er eine beneidenswerte positive Lebenseinstellung und ich vergaß eine Weile jegliche Dinge um mich als wir gemeinsam paar Bierchen tranken und er ab und an auf seiner alten indischen Gitarre spielte.
In Pegnitz und Gräfenberg übernachtete ich in Gemeindehäusern, auch mal was Neues. Ersteres war ein großes Gebäude für mich allein, aber da war nichts zum Hinlegen, also schlief ich erstmals in meinen Schlafsack am Fußboden. In Gräfenberg stand dafür eine Couch im Dachgeschoss, sehr gemütliches Zimmer. Nur am nächsten Morgen waren alle Türen verschlossen, ich kam nicht raus und kletterte aus dem Fenster im Erdgeschoss. Danach ging ich erstmal zum Bäcker frühstücken, ich war entspannt, übernachtete ich doch heute Abend bei meinem Bruder in Nürnberg. Der Weg war den Großteil auch wieder wunderbar im Grünen, erst das letzte Viertel ging es in die Vorstadt Nürnbergs. Hier blieb ich dann auch 2 Tage und sammelte Kraft bei bester Umsorgung 🙂.