Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Spanien
Villafranca Montes de Oca - Burgos (ca. 40 km)
Ohne Kaffee 😒 ging es dann im Regen den steilen Anstieg nach Villafranca rauf. Die nächste Bar war meine, nahm ich mir vor, um ein ordentliches Frühstück einzunehmen. Aber die sollte erst 13 km weiter kommen, gut, wenn man meist nicht weiß, was einen erwartet. Der Weg war naß und sehr hügelig, und den überwiegenden Teil ging es durch mehr oder weniger schönen Wald. Ich war dann auch froh in San Juan de Ortega eine offene Bar vorzufinden, was in der Jahreszeit in kleineren Orten nicht sehr oft vorkommt. Hier traf ich die vor mir gestarteten Spanier Miguel Angel, Alfred und Jana. Wir tranken Cafe con lecce und marschierten dann zusammen los. Es sollte eine Pilgergemeinschaft werden, wo alles paßte, mit Jana kam ich dann auch in Santiago an. Im strömenden Regen ging es weiter. Ich erfuhr, daß sie nicht wußten, wo sie nächtigten, in Ages oder Burgos. Doch das klärte sich schnell. In Ages die Herberge war geschlossen, ein Bewohner meinte, die Hospitaleros hätten private Probleme und wären deshalb fortgefahren. Also gen Burgos.
Es war noch weit, in Altapuerca nahmen wir unser Menu del dia ein, in einem sehr ordentlichen Restaurant. Ich genoß es, wieder Gesprächspartner zu haben, auf unsere Englisch-Dialekte hatten wir uns schnell eingestellt. Aber das Wetter bis Burgos war unangenehm, 10 km vor dem Ziel mußten wir noch eine Rast in einem Cafe machen. In der Spelunke wurde grauenhafte Volksmusik gespielt, aber wir bekamen zumindest paar Dinge auf der Heizung trocken. Beim Rausgehen bekam ich noch von einer Verwandten der Wirtin eine gelbe Regenkutte geschenkt. Sind alle zuvorkommend hier, leider wurde die Kutte an den nachfolgenden Tagen durch den Wind zerrissen. Der Weg in die Innenstadt von Burgos zog sich, ein Monstrum von Vorstadt war vorher zu durchqueren. Aber irgendwann eröffnete sich uns der wunderschöne Stadtkern von Burgos mit eindrucksvoller Architektur. Alfred und Jana, die den Camino zum neunten Mal liefen, fanden fast blind den Weg zur Herberge "Casa del Cubo". Diese war vom Feinsten. Absolut sauber, groß, mit zig Duschen und Betten, Internet, Trockner, Waschmaschinen. Nach der längeren Tour heute legten wir erstmal die Knochen hoch und gingen gegen Abend in die bunt beleuchtete Innenstadt.
Die Kathedrale ist gigantisch, erste Vorbereitungen für die kommende Silvesterfeier wurden hier getroffen. Miguel Angel und Jana gingen eine lokale Spezialität essen, eine Art Blutwurst mit Reis, ich dagegen holte mir paar Sachen aus einem Laden. Alfred hatte Schmerzen und blieb im Bett. Wieder zurück vom Stadtbummel, gab es Abendbrot und ein San Miguel während ich noch eine halbe Stunde online verbrachte. Danach ging es zur wohlverdienten Ruhe.
Burgos - Hontanas (ca. 31 km)
Wir vier marschierten zusammen von Burgos los, nahmen dort aber noch in einem der Cafe's ein ordentliches Frühstück zu uns. Bei mir bestand es oft aus mit Schokolade gefüllten Croissants und Cafe con lecce. Die ersten 10 km spielte das Wetter mit, es war zumindest trocken. Wir erzählten sehr viel. So erfuhr ich, daß sich Jana und Alfred auf dem Camino kennengelernt hatten. Sie war Beamte bei der Stadt und er Ingenieur bei der Bahn. Beide reisten oft und überall in der Welt herum, nahmen sich aber immer wieder Zeit für den Camino. Weil er uns bis jetzt nur Gutes gebracht hat, so ihre Meinung. Beide waren Frohnaturen, aber auch ihnen verging das Lachen auf den letzten 20 Kilometern. Der Wind peitschte und es schüttete wie aus Kannen.
Wie mir Jana später eröffnete, wollte sie an dem Tag schon fast den Camino abbrechen. Die letzten Kilometer waren schwer, die Landschaft war eintönig, das Wetter abartig. Ich fragte Miguel Angel, wo denn nun mal Hontanas am weiten Horizont auftauche und er deutete mir mit der Hand, daß es im Tal liegt und plötzlich auftauche. So war es dann auch, es ging einen Hang hinab und im Tal lag ein Geisterdorf wie im Film. Alles grau und braun und nix bewegte sich. Wir waren froh die Herbergstür offen vorzufinden. Aber es war eiskalt, ein Miniheizer stand im Schlafraum. Doch man ist anspruchsloser geworden, wir hatten ein Dach über dem Kopf und Essen von Burgos mitgebracht, alles andere wird schon. Wir schraubten den Heizer hoch und inspizierten die große Küche. Nach dem Duschen begannen die Drei zu kochen, ich versprach wieder den Abwasch zu machen. Alfred kochte leidenschaftlich gern, es gab vor allem reichlich Fleisch bei ihm. Währenddessen fand sich auch ein Hospitalero ein, von der Unterhaltung bekam ich allerdings nicht viel mit. Nur lustige Dinge übersetzte mir Alfred, wir lachten beide gern und verstanden uns hervorragend. Bei einem Bier am Abend fragte ich die camino-erfahrene Jana, ob sie mal meine Route durchschauen könne, damit ich am 15.1. in Santiago bin. Ich wußte noch nicht welche Herbergen wirklich offen hatten und ob bestimmte Strecken möglich sind. Sie paßte mir meine Etappen an und meinte, da sie auch am 15.1. in Santiago sein müsse, könnten wir zusammen laufen. Ihr wäre geholfen, da Alfred in Leon zur Arbeit heim muß und sie danach nicht allein nach Santiago pilgern müsse. Und mir, weil ich jemanden Erfahrenen dabei hätte. Es war mir nur allzu recht.