Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Spanien
Nájera - Grañón (ca. 29 km)
Von Najera nach Santo Domingo de la Calzada war es sonnig und der Weg war angenehm. In Ciruena erwartete mich eine Geisterstadt mit Nobelgolfplatz. Wahrscheinlich für Reiche erbaut, war nur wenig vermietet bzw. verkauft hier. Weiter ging es durch Santo Domingo de la Calzada mit einer schönen Innenstadt um die Kathedrale herum. Zu dem Ort gibt es eine schöne Legende, z.B. hier nachzulesen. Hier hätte ich gern mal einen Gottesdienst besucht, aber der hatte vor meiner Ankunft grad angefangen. So lief ich nach einem kurzen Rundgang weiter bis Grañón.
Die Strecke war eintönig, es war matschig und ging an Feldern und unansehnlichen Orten vorbei. In Grañón war die Herberge direkt unter dem Dach einer kleinen Kirche untergebracht. Sie wurde von der Würzburger Jakobsgesellschaft betreut und aus Spendengeldern finanziert und es war eine der gemütlichsten Unterkünfte. Es war ein altes Gemäuer mit einem großen Kamin. Ethurna, die Hospitalera, empfing mich und zeigte mir alles. Sie erklärte mir, daß Abendbrot und Frühstück gemeinsam zubereitet und eingenommen werden. Alles lief hier familiär ab. Ein älterer Franzose, Radpilger, war schon hier und schlief.
Er war arrogant und hatte ein ständiges Bedürfnis, sein ach so umfangreiches Wissen an jeden heranzutragen. So wie sein Mund war auch sein Schließmuskel nachts nur selten geschlossen. Eine penetrante Person. Am Abend fanden sich wieder die beiden Franzosen ein, damit hatte er paar Gesprächspartner, ich machte mich für diesen Zweck ungeeignet. Kurz vor der üblichen Ruhezeit, meist gegen 22 Uhr, fanden sich noch ein spanisches Ehepaar ein, Alfred und Jana. Sie begannen hier ihren Camino. Nach einer halbwegs geruhsamen Nacht wegen der Geräusche aus französischer Ecke wurde am Morgen wieder gemeinsam das Essen zubereitet. Eine neue Hospitalera aus Regensburg war nachts angekommen und ich war froh wieder paar deutsche Worte wechseln zu können. Sie erklärte mir, dass die Herbergsbetreuer aller 10 Tage wechselten. Auch sie hatte eine Anreisetortur hinter sich. Rentieren in wirtschaftlicher Hinsicht kann sich so eine Herberge kaum, es gehört neben den Spenden schon eine Menge Idealismus dazu. Aber bis auf wenige Ausnahmen war dieser den Hospitaleros auf dem Weg anzumerken, sie begeisterten sich für die Sache.
Grañón - Villafranca Montes de Oca (ca. 27 km)
Nach dem guten Frühstück bin ich bis Belorado durchgelaufen. Alfred und Jana liefen große Teile des Weges ein Stück vor mir. Die Strecke ging zumeist nahe einer Fernverkehrsstraße entlang, es war neblig und trüb. Das sind die Wege, wo man wenig abgelenkt wird und die seltsamsten Gedanken entwickelt. Wie auch immer, ich war zu zeitig in Belorado, einer nicht besonders ansehnlichen Stadt und bummelte danach bis Villafranca Montes de Oca. Die Knochen schmerzten zwar noch, aber ich kam schon schneller voran. So häuften sich auch die Pausen. Essen war selten angesagt, meist kam der Hunger erst gegen Abend.
In Villafranca, einem kleinen Ort, angekommen, fand ich die Herberge schnell. Sie war offen, die junge Hospitalera kam erst gegen Abend vorbei. Ein spanischer Rechtsanwalt, Miguel Angel, war vor mir da. Er hatte in Belorado seine Pilgertour gestartet. Zusammen suchten wir später im Ort eine Einkaufsmöglichkeit. In einer kleinen Bar gab es in einem Hinterzimmer paar Dinge zu kaufen. Miguel Angel sprach wenig englisch und so hielt sich die Unterhaltung in Grenzen. Am späten Nachmittag trafen nach und nach Alfred und Jana sowie die beiden Franzosen ein. Sie kochten sich alle gemeinsam was, ich kann bei solchen Dingen wenig helfen und hielt mich da meist raus. Dabei war ich dann immer, wenn über die kommenden Routen und Herbergen gesprochen wurde. So erfuhr ich viel für meine eigene Planung, denn auf Herbergsführer und Öffnungszeiten war hier kein Verlass. Nach einem lustigen Abend schlief ich hier relativ gut, die großen Schnarcher hatte ich erstmal abgehängt.