
Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Vom Wetter her wurde es einer der wenigen sonnigen Tage. Auch der Weg war vom Profil her nicht schwer zu laufen. Nach Weihnachten nutzten viele Spanier
die Feiertage zum Jagen. So hörte man schon früh an allen Ecken und Enden Gewehrsalven. Ab und an kam mal ein Hund gerannt, die bellten mich aber nur
von Weitem an. Überhaupt hatte sich meine vorherige Angst vor frei laufenden Hunden auf dem Weg nicht bestätigt. Die agressiveren der Spezies waren
angekettet, die anderen waren meist handzahm. Nur später einmal mußten wir uns vor zwei nervenden kleinen Mischlingen erwehren. Ein Stock reicht
dafür. Viele Pilger nutzten diese Nordic Walking Stöcke. Ich hatte es vor Estella probiert mit einem Stock zu laufen, aber er war mir zu nichts Nutze und
so ich hab ihn irgendwann weggeschmissen. Ich hatte meine Muschel am Rucksack, so war ich als Pilger zu erkennen. Nach Viana, einer ungewöhnlich gepflegten
und modernen Stadt, machte ich Mittagspause. Am Feiertag hatten alle Geschäfte zu am Weg, sodass ich Verpflegung von gestern zu mir nahm.
Von hier aus sah man schon Logroño, es waren allerdings noch 10 km zu laufen. In der Vorstadt angekommen, wurde ich etwas vorsichtiger, komische Gestalten
wohnten hier. Schließlich trug ich all mein Hab und Gut am Mann. Am Rande der Stadt trafen sich Zigeuner und spektakelten. Die Herberge war relativ gut
ausgeschildert und dort angekommen, öffnete mir nach mehrmaligen Klingeln ein Mann. Er ließ mich ein und führte mich zu seinem kranken Kompagnon,
der gut Englisch sprach. So erfuhr ich, daß die Hospitaleros später kamen und sie beide wegen seiner Übelkeit paar Tage hier bleiben mussten. Es war
warm und ganz ordentlich hier, die Duschen schön heiß und es gab eine Riesenküche mit allen Kochgeräten. Paar Stunden vergingen und da kamen gleich 4 wichtige
Herbergs-Leute und stempelten und kassierten uns ab. Nach dem Einrichtungsprozedere ging ich dann nochmal in die Stadt nach was Eßbarem und fand sogar
paar offene muslimische Shops, sie hatten heute keinen Feiertag.
Allerdings verkaufen diese Leute keinen Alkohol 😒. Die Innenstadt ist dafür ganz sehenswert. Als ich zurückkam in die Herberge,
traf ich Razuz und das mexikanische Ehepaar an. Ich fragte sie, wie sie denn hierher gekommen sind ohne mich zu überholen. Sie hatten
den Bus genommen. Herbergen am Camino hatten üblicherweise bis 22 Uhr offen und sind nachmittags meist erst nach 16 Uhr zum Einlaß bereit. Das läßt
sich aber, wie alles hier in Spanien, nicht verallgemeinern. So rückte dann auch kurz vor 22 Uhr noch eine spanische Großfamilie an. Diese und
Razuz machten in der Nacht so einen Schnarch-Kanon, dass ich froh war, früh um halb 8 aufstehen zu dürfen.
Hab noch in der Herberge gefrühstückt und bin dann gegen 8 aufgebrochen. Nach etlichen Kilometern ging es aus Logrono raus und wieder in die freie Natur.
Es war regnerisch und trübe, weswegen ich nicht so viel über die eigentlich recht ansprechende Gegend schreiben kann. Nach einigen eher langweiligen
Stunden Laufen nahm ich in Navarrete mein Mittag ein und besorgte noch Lebensmittel für den Abend. Man sollte hier immer etwas mehr besorgen, man weiß
nie, was einen am Herbergsort erwartet. Im schlimmsten Fall gibt's dort gar nichts, weder Bars noch Shops. Nach dem Entzug von gestern schleppte ich auch
lieber mein San Miguel aus dem Laden mit 🙂.
In Nájera fragte ich mich durch zur Herberge, ein junges Mädchen führte mich dann hin. Von der Herberge war ich begeistert, sehr warm, sauber, Duschwasser
heiss und die freundliche Hospitalera sprach sehr gut englisch, sogar ein paar Brocken deutsch. Ich war der erste Pilger hier und nach meinem Bummel
durch die Stadt trafen noch die 2 Franzosen von Logroño ein und zu späterer Stunde wieder die laute Großfamilie. Der Riesen-Schlafraum war belüftet,
ich konnte mal wieder alle meine Klamotten trocken bekommen und schlief hier sehr gut. Nach meinen Füßen hatte ich schon paar Tage nicht mehr geschaut,
aber die Schmerzen ließen allmählich nach und die Blasen gingen bei dem Regen schon während des Laufens auf.