Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Spanien
Cizur Menor - Estella (ca. 43 km)
Daß ich dann dennoch zu zeitig die Etappen verlängert habe, sollte mir dieser Tag zeigen. Nach dem Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung lief ich vor den Beiden los. Bis zum Alto de Perdon verschonte mich noch der Regen, aber danach goß es ununterbrochen. Nach einer kurzen Pause auf dem markanten Camino-Berg spürte ich, wie mir beim Abstieg die Füße schmerzten. In Puento la Reina hätte ich Herberge nehmen können, aber ich wollte noch nach Lorca. In St. Jean hatte ich ein Herbergsverzeichnis erhalten, auf dem angeblich alle im Winter offenen Herbergen stünden. toute l'annee, ganzjährig, stand dann da. Ein Trugschluß, der meinen ganzen Plan über den Haufen warf. Mit schmerzenden Füßen und durchnäßt, kam ich in Lorca an. Man ließ mich nicht ein, eine private Feierlichkeit war angesagt in der Herberge. Selbst nachdem ich nach einer Garage oder einem Heuschober zum Schlafen fragte - keine Chance.
Hier hatte ich es richtig satt, denn mir war bewusst, die nächste Herberge wird 10 km weiter in Estella sein. Normal kein Problem, aber ich war "leer" und es schmerzte alles. Ich pausierte kurz und dachte über Alternativen nach. Es gab keine, Pensionen und Hotels, sofern vorhanden, waren in der Vorweihnachtszeit ausgebucht. Zudem wollte ich nur in Herbergen bleiben und nicht bei Privatpersonen nach einer Übernachtung fragen. Also schleppte ich mich weiter, paar Müssliriegel hatte ich noch zu mir genommen. Im Regen, an einer Fernverkehrsstraße entlang, kam ich dann irgendwie in paar Vororte von Estella. Viel bekam ich nicht mehr mit. Ich muß so ausgesehen haben wie ich mich fühlte, denn kurz vor Estella hielt eine Frau mit ihrer Tochter mit dem Auto an und fragten mich wo ich hin wollte. In die Herberge, antwortete ich und sie fuhren mich noch den Kilometer an eine Brücke, erklärten mir den Weg und wünschten noch ein feliz navitad. Es war die falsche Herberge, aber ein älteres Ehepaar führte mich dann auf mein Nachfragen zur richtigen Herberge.
Die meisten Menschen hier helfen sehr gern, merkte ich dann noch desöfteren. Am Eingang warteten noch paar andere Pilger. Die Herberge wäre geschlossen, teilte mir ein Deutscher, Steffen aus der Lausitz mit. Ein Scherz über den ich nur schwer lachen konnte, der Hospitalero war nur den Schlüssel holen. Außerdem war noch ein Uruquayer hier, Razuz, ein netter Kerl, dem ich noch öfter begegnete. Das Bild mit dem gemütlichen Beisammensein ist von Clay, er und Gretel waren einen Tag später hier und haben Weihnachten gefeiert. Im Bild ist auch Steffen und seine brasilianische Frau zu sehen. Steffen hatte Schmerzen und wollte in der Herberge noch paar Tage verbringen. Es waren viele Lebensmittel zur freien Verfügung in der Unterkunft, welche von Märkten wegen Überlagerung aussortiert wurden, meistens noch geniessbar. Aber ich besorgte mir nach der langen warmen Dusche eigene Lebensmittel im Ort und legte mich dann auch sofort nach dem Essen hin.
Estella - Los Arcos (ca. 21 km)
Gegen acht ging es nach einem ordentlichen Frühstück weiter. Ich hatte begriffen, daß ich noch nicht soweit war für größere Strecken und nahm mir nur Los Arcos als Ziel ins Visier. Zudem hatte ich mich am Abend vorher umgehört, was an Herbergen so offen ist, viel stand da nicht zur Auswahl. Am Ortsausgang traf ich Meira mit ihrem Hund Duke. Ohne große Kommentare liefen wir zusammen weiter. Meira war eine Baskin, wir benötigten lange, um eine Verständigungsart auszuhandeln. Ich konnte v.a. englisch, sie baskisch, spanisch und englische Brocken. Es wurde ein Gemisch aus englisch-spanischen Brocken und Zeichensprache, aber wir redeten eh nicht viel. Meist lachten wir über Mißverständnisse oder sorgten uns um Duke, der ab und an kotzte. Er war ein kleiner Mischling und hatte einen Beutel auf den Rücken geschnallt. Die Lauferei war ihm wohl zuviel. Wir kamen ohne Pause in Los Arcos an, überall war es naß und tropfte von den Leitungen und Dächern. Aus den Lautsprechern plärrten Weihnachtslieder. Wir fanden nach einigem Fragen die private Herberge de Alberdo, ein abstoßendes Loch.
Meist übernachtete ich in Albergues municipal, also gemeindeeigenen Herbergen, aber manchmal gab es nur private oder vereinseigene Pilgerherbergen. Diese war wieder eine der sehr viel Schlechteren. Eng, eiskalt und nix dazu. Nach der kurzen Dusche im schweinekalten Bad nahmen wir Pilgermenü in einer gemütlichen Kneipe im Ort. Ein Radpilger war schon hier und später fanden sich noch ein mexikanisches Pilger-Ehepaar ein. Das Essen war Spitze, wenigstens was am Weihnachtstag. Wir kauften noch ein, dann ging es in zurück in die kalte Grotte. Am Abend gesellte sich auch noch Razuz dazu. Die anderen machten sich in einem Hinterzimmer den Kamin an und wollten noch etwas Weihnachten feiern. Ich hatte keinen Bock drauf, stellte mir meine Literflasche San Miguel in den Hals und ging zeitig schlafen. Die Nacht war belastend, Razuz schnarchte wie ein Wilder, die Luft in dem sehr engen Raum war untragbar und ich schlief sehr schlecht. Das ganze Gebäude klirrte und klapperte nachts, nachdem ein Sturm aufgekommen war. So war ich froh über den anbrechenden Morgen und machte mich dann auch zeitig auf die Socken.