Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Spanien
El Cebreiro - Calvor (ca. 37 km)
Die Sonne stieg auf als wir starteten. Es war elend kalt und windig. Bis zum Frühstück 8 km weiter am Alto di Ponio hatten wir noch einige Berge auf leeren Magen zu überwinden. Aber dort angekommen, erwartete uns ein warmer Kamin und der ersehnte Cafe con Lecce. Da Klaus von überall seine Freundin anrief, konnte ich diesmal nicht widerstehen und rief in dem Cafe meinen Sohn Paul an, um zu hören, wie es ihm geht. Nach dem beruhigenden Anruf nahmen wir den langen Abstieg in Angriff. Es zog sich, langsam kamen wir alle in die Stimmung endlich in Santiago anzukommen. In Triacastella machten wir Rast in einer Spelunke, es gab nichts zum Essen hier. Wir mußten uns noch 12 km weiter schleppen, dort kannte Jana eine Bar, die mit hoher Wahrscheinlichkeit offen hat. Durch etliche Dörfer, bergauf und bergab, bei trübem Wetter erreichten wir irgendwann Pintun. Wir wurden belohnt mit einem reichen Menü in einem gemütlichen Ambiente.
Aber wir waren knapp mit der Zeit. Es waren zwar nur noch knapp 2 km bis Calbor, aber es schneite heftig und wurde schon dunkel. Die Hospitalera rief schon an und wollte heim. Sie hatte Janas Nummer, da sich Jana immer unterwegs vergewisserte, ob die geplanten Herbergen auch offen sind. Überhaupt kannte sich Jana mit allen Eventualitäten auf dem Camino gut aus. Ihren ersten Camino lief sie in den neunziger Jahren. Ihre Schwester hatte schwere epileptische Anfälle und sie wollte ihr mit dem Weg und ständigen Gebeten helfen. Und es hat geholfen, meinte sie. Mag man denken, was man will, ich glaub an alles, was ich nicht besser weiß. Schon am Schritt merkt man Jana an, wie weit sie schon gegangen ist. Sie läuft unheimlich zügig und braucht wenig Pausen, dafür aber viele Zigaretten 🙂. Endlich angekommen, hatten wir eine kleine warme Herberge für uns. Wir bezogen unsere Betten, in den galizischen Herbergen werden auf die Matrazen eine Art dünner Bezug aufgezogen, wegen der Hygiene. Früh kommt der Stoff dann in den Müll. Nach der langen heißen Dusche und paar Büchsenbier ging es aber gleich zur Ruhe.
Calvor - Gonzar (ca. 35 km)
Wir starteten im Dunkeln und mußten auf jeden Schritt achten, alles war vereist. Erst nach 6 km, in Sarria gab es was zum Frühstück. Auch in der Stadt, überall Eis und rutschende Fahrzeuge, nur nix anbrennen lassen so kurz vorm Ziel. Nach Sarria ging es wieder auf Waldwegen entlang, gleich am Anfang kam uns ein Riesenkerl entgegen. Er zitterte am Leib, Hände und Beine, seine Augen zuckten. Jana unterhielt sich eine ganze Weile mit ihm, während ich ihn musterte. Jana war eine sensible Seele und ich erkannte an ihrem Gesicht, daß sie etwas bewegte. Wir verabschiedeten den Pilger und sie übersetzte uns. Er war den Camino an der Küste nach Santiago gelaufen und lief momentan den Camino frances zurück. Durch Frankreich ging es dann weiter für ihn nach Rom und hinunter bis Jerusalem. Ein knappes Jahr hatte er bei seinem eingeschränkten Lauftempo eingeplant. Er hatte berufliche wie private Verbindlichkeiten hinter sich gelassen und sah nur noch ein Ziel - seine Krankheit zu heilen. Ich tippte auf die Parkinsonsche Krankheit, aber die ist ja nicht heilbar. Also keine Ahnung. Wenn es mir weniger gut geht, denke ich noch heute an diesen Mann, welche Hoffnung und Entschlossenheit er ausstrahlte. Sein Schicksal bewegte uns alle sehr.
Es war meist bewölkt heute, die Waldwege waren überflutet, unserer Schuhe waren bezeiten durchgeweicht. Unterwegs begegneten wir einem anderen Kerl, der paar Geschichten erzählte und um Geld bettelte. Später nahmen wir noch einen Kaffee zu uns in einer kleinen Bar, die von einer alten Frau und deren Tochter geführt wurde. Sie erzählte uns von dem Bettler, er lebte hier auf dem Camino. In Portomarin nahmen wir dann unser nicht ganz so gutes Pilgermenü zu uns. Die Stadt liegt sehr schön auf einem Hügel an einem großen See. Die letzten 6 km verliefen an der Fernverkehrsstraße lang, auch die Herberge in Gonzar lag an der Straße. Sie war offen, der alte Hospitalero fand sich später ein. Für das kleine Dorf war die Unterkunft sehr modern und gepflegt, wir fanden alles, was notwendig war. Allerdings gab es hier keinerlei Möglichkeit etwas Eß- bzw. Trinkbares aufzutreiben. Der Hospitalero verkaufte uns dann paar Dinge aus seinen Privatbeständen. Klaus war übel gelaunt, schon paar Tage ohne Telefon, dazu gingen jetzt noch seine Kippen zur Neige. No te queres (Jammere nicht) zogen wir beide ihn noch auf. Aber nach paar Büchsenbier fand sich bei uns Dreien die Bettschwere ein.