
Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Es war heute Alfreds letzter Tag auf dem Camino. Sein Job wartete. Ihm war es sicher recht, denn seine Füße hatten mittlerweile Blutblasen. So gingen wir den Weg
auch eher gemütlich, in Manzilla de las Mullas gab es ausgiebiges Frühstück. Die Strecke selbst war kurzweilig, aber nicht so schön. Unterwegs überholten wir die
Polin und Jakob, welche vor uns gestartet waren. Sie hatten ein ordentliches Tempo drauf, trotz Kinderwagen. Kurz vor Leon hätten wir bald Klaus verloren, er lief
früh immer zu schnell, wurde nachmittags aber langsamer und machte viele Pausen. In unserer Gruppe wurde nicht gewartet, es gab gemeinsam vereinbarte Pausen,
keine anderen. Klaus hatte immer mal seinen eigenen Kopf, er war zu lang allein gegangen, wollte aber jetzt mit uns bis Santiago gehen. Er holte uns wieder
ein und wir kamen nach León. Jana hatte eine billige Pension in Zentrumsnähe besorgt, da die Herberge ein Stück außerhalb liegt. Vorher ging es aber nochmal in
eine Bar, Kaffee trinken.
In der Pension bezog ich mit Klaus ein Doppelzimmer, alles war ganz ordentlich hier. Wir verweilten nur kurz, um zur Kathedrale zu kommen, aber die hatte leider
schon zu. So suchten wir noch ein Internetcafe zum Ausdrucken meiner Flugtickets. Danach ging es durch die Bars, jeder nahm von uns immer eine Runde Bier und
dazu gibt es hier immer Schinken (Jamon) und/oder Käsebrote gratis. Dann ging es in die nächste Bar, so war man am Ende satt. Es war allerdings sehr teuer in León,
so daß gratis wohl doch nicht der richtige Begriff ist.
Zudem empfand man nach den vielen ruhigen Tagen das Treiben in den Bar's eher als laut und unangenehm. Seit ich nicht mehr allein pilgere, haben sich meine
Tagesausgaben verdoppelt. Die permanenten Barbesuche nötigten mich jetzt jeden Tag mein Restbudget zu berechnen. Aber mit den Dreien machte es Spass und so
zickte ich auch nicht großartig herum. Wir bummelten danach noch durch die sehr schöne Innenstadt, ehe es zur Nachtruhe ging. Ich konnte sogar relativ gut
schlafen, da Klaus diese Nacht durch den Innenstadt-Lärm von draussen gar nicht schlafen konnte. Sonst hätte er mich mit seinem Geschnarche wieder wach gehalten.
Nach dem guten Frühstück in der Pension verabschiedeten wir Alfred, der gegen Mittag zum Zug mußte. War schon etwas traurig, er war mir ein guter Freund hier
geworden. Für den Sommer hat er mich in sein und Janas Haus nach Tarragona eingeladen. Es liegt direkt am Meer, da muß ich nicht lange überlegen. Wir drei
machten uns dann auf den Weg, zunächst erstmal wollten wir die eindrucksvolle Kathedrale auch von innen sehen. Ein wahrlich meisterhaftes Gebäude mit
einzigartigen Mosaikfenstern, hier holten wir auch unseren Stempel für den Credencial.
Danach ging es vorbei am Gaudipalast Richtung Luxushotel San Marco, welches früher mal eine Pilgerherberge war. Es dauerte lange, bis wir aus Leon
raus waren. Jana hätte sich fast verletzt, sie stolperte und fiel mit ihrem sehr schweren Rucksack auf die Straße. Aber es war noch alles dran als wir
sie hochhievten, auch die Brille war noch ganz. Das Wetter meinte es heute gut mit uns, allerdings ging der Camino bis Hospital vor allem an der Straße
entlang, war also nicht sehr erholsam. Wir überholten wieder Monika, die Polin, und liefen ein Stück des Weges zusammen. In Hospital de Orbigo, einem kleinen
Ort, kauften wir ein, denn Bar's hatten hier alle geschlossen.
Jana wollte am Abend Omelett machen. Die Herberge, ein kleines Mönchskloster war im Sommer sicher sehr gemütlich, im Winter aber eher stickig und kalt.
Ein kleiner Heizer stand in dem stinkigen kleinen Schlafraum. Aber es gab warme Duschen und eine Küche. Wir halfen Jana beim Kochen und zum Abendessen
fanden sich auch die Polin, Jakob und noch ein Spanier ein. Alle steuerten etwas bei. Die Spanier beschenkten am heutigen Tag ihre Kinder, es war Brauch
hier einen ringförmigen Kuchen zu kaufen und jeder schnitt sich ein Stück seiner Wahl heraus. Wer eine Bohne darin findet, bezahlt den Kuchen, wer einen
kleinen König findet, dem wird Glück geweissagt. Die Polin erwischte den König, die Bohne blieb verschollen 🙂. Nach dem Essen nutzte ich noch etwas
den PC hier und stellte mir danach noch mit Klaus paar Bier in den Hals. Die anderen kamen nach und nach dazu, auch ein dänisches Ehepaar, welches schon vor
uns hier war. Es wurde noch ein gemütlicher Abend.