
Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Früh holte uns Richard mit dem gesamten Team von Trägern von der Lodge ab. Gut gelaunt fuhren wir die kurze Strecke zum Ngongongare-Gate am
Nationalpark. Richard mußte hier einige Formalitäten erledigen, dann ging es weiter zum Momella-Gate. Auf der Strecke bekamen wir erste
Eindrücke der hiesigen Tierwelt: Karibus, Warzenschweine, Colobusaffen. Paviane querten hier und da die Straße. Am Momella Gate mußten wir
warten bis einige Touristen-Gruppen zusammenkamen. Danach kam Gordwin, ein bewaffneter Ranger, und gab allen eine Einweisung. Später
fragte ich Richard, welche Gefahren hier so lauerten. Er erklärte mir, dass vor allem die Büffel hier manchmal aggressiv auf Menschen reagieren.
Es gäbe zwar auch Leoparden, aber die sind wohl schon zu selten oder zu scheu, Elefanten trifft man eher nachts. Richard ist nachts mal müde
gegen einen Elefanten gelaufen, der sich aus einem der Auffang-Tanks für Wasser bediente 🙂. Den tangierte das aber nicht.
So schlängelte sich unsere Gruppe, etwa 10 Mann, Italiener, Holländer und wir, die immer steiler werdenden Pfade hinauf. Am Arched Fig Tree, dem
gebogenen Feigenbaum, gesellten sich noch 2 Franzosen dazu. Der Weg war gut begehbar, der Regenwald dicht bewachsen und die Bäume mit viel
Spanischem Moos bedeckt. Weiter oben, auf einer weiten Ebene hatte man einen herrlichen Blick ins Tal. Nach etwa 5 Stunden waren wir an den
Miriakamba Hütten. Die schnellen Porter waren schon lange vor uns da, hatten unser Gepäck schon in den spartanischen Hütten verteilt und
Kaffee gekocht. Wir waren tagsüber nur mit leichtem Tages-Rucksack unterwegs, der enthielt Regenkleidung, paar Snacks und viel Wasser. Wir sollten
uns für größere Höhen schon mal angewöhnen mindestens 3 Liter unterwegs zu trinken.
Die Miriakamba Hütten befanden sich in 2500 m Höhe, noch keine Herausforderung, aber wir bekamen schon Respekt vor den kommenden Höhen.
Hier machten wir erstmals wieder Bekanntschaft mit den ekligen Steh-Toiletten, ein Loch im Boden, und wenn man Glück hat, steht man dort früh
noch im Trockenen 🤢. Es war neblig heut, ab und an regnete es. Deswegen erzählten wir viel mit Richard, er war schon 19 Jahre Guide und
hatte einige Geschichten parat. Unser Reiseunternehmen und unser Super-Organisator Timo hatte ein interessantes Interview mit ihm gemacht:
hier. Für uns, wie für
ihn das Wichtigste war aber, dass man zusammen lachen kann, denselben Humor hat. So war die Stimmung hervorragend, unser Koch war ein Genie.
Nur an das zeitige Dunkelwerden mussten wir uns gewöhnen. Ab 19 Uhr konnte man nur noch mit Stirnlampe raus.
Am nächsten Morgen wurden wir 6 Uhr mit Kaffee am Bett geweckt, 7 Uhr gab es Frühstück und 8 Uhr ging es los. Naja fast, es dauerte immer eine Weile
bis der Ranger seine bummelnde Touristentruppe zusammen hatte 🙂. Die Zeiten waren auch die kommenden Bergtage diesselben, bis auf die
2 Gipfeltage. Der Weg wurde heute gleich steiler, irgendwann ging es durch die Wolken. Eine Zeit lang hing dichter Nebel im feuchten Regenwald.
Doch dann schien es plötzlich hellblau durch die Bäume und man hatte einen herrlichen Blick auf die geschlossene weiße Wolkendecke unter sich. Ab und
an lugte der Kilimanjaro in der Ferne durch den dichten Bewuchs. Es war sehr warm geworden die letzten Stunden. Sonnenhut auf empfahl Richard, die
Sonne wird mit zunehmer Höhe aggressiver. Wir waren zeitig in der Saddle-Hütte auf 3500 Meter Höhe, das war auch so geplant. Aus Akklimatisierungsgründen
war nachmittags noch ein Abstecher auf den Little Meru geplant.
Nach dem leckeren Mittag und einer Stunde Pause marschierten wir mit Richard und Caspar, einem der Träger, auf den Little Meru auf 3820 Meter Höhe.
Das machte Richard immer so: Auf jeden Gipfel nahm er jemanden mit, der mit einem von uns zurückgehen könnte, falls ein Notfall aufträte.
Nach einer dreiviertel Stunde Aufstieg über staubige Pfade standen wir jedoch am Gipfel und ergötzten uns an der genialen Rundumsicht. Wieder
unten am Saddle-Hut chillten wir noch bischen mit Blick auf den 70 km entfernten Kili in der Ferne. Paviane und Schildraben stritten sich an
den Wasserplätzen, wenn die Köche die Essensreste entsorgten. Wie jeden Abend gesellte sich Richard zum Abendessen zu uns, erkundigte sich
nach Befindlichkeiten und erklärte den nächsten Tagesablauf.