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Jerusalem Weg - Seite 9

Italien

Sutri - Rom

Jerusalem Weg Es wird immer heißer, weiter in grüner Landschaft geht es über Feldwege am Lago Monterosi vorbei nach Campagnano di Roma. Wie oft, liegt das Ziel, auf einem Berg. Am Centro Parrocchiale, so einer Art Gemeindezentrum, wartete ich lange auf jemanden, ich war wieder zu früh. Der später eintreffende Hospitalero zeigte mir die Klassenräumen ähnelnden Schlafräume. Wir plauderten bischen und er erzählte mir, dass morgen Strafgefangene ein Stück Via Francigena laufen müssen als Sozialprojekt. Die würden dann auch hier übernachten. Finde ich nicht schlecht. Erst am Abend, als ich zurückkam von der Stadterkundung, war ein weiterer Pilger hier, nur einer, das wundert mich schon bisschen. Zumindest bin ich die Schnarcher aus den letzten Unterkünften los.

Jerusalem Weg Meist über kleine Straßen und schöne Wege ging es heute über Formello nach La Storta. Die Hitze zermürbte etwas. Jedenfalls verging die Zeit wie im Fluge als mir im Schwesternkloster, wo ich mit 2 deutschen Pilgern Quartier nahm, plötzlich klar wurde, dass ich morgen Rom erreichen würde. Im schönen Garten des Klosters verbrachte ich dann den warmen Abend bei Käse und Bier. Voller Spannung frühstückten wir am nächsten Morgen in der Bar gegenüber und jeder ging seiner Wege. Erst am Abend trafen wir uns wieder in der Unterkunft.

Jerusalem Weg So lief ich dann auch zeitig los, der Weg durch die römische Vorstadt war nicht so prickelnd. Zigeuner wühlten in den Müllcontainern, viel Verkehr, laut, dreckig. Da traf ich einen Santiagopilger an der Straße, der grade von Rom gestartet war. Haste es ja noch weit sagte ich und er nickte glücklich 🙂. Hab mitbekommen, dass viele Pilger in Gegenrichtung unterwegs sind. Erst als ich den Monte Mario herunterlief, überblickte ich das schöne Rom, sah mein heutiges Ziel, den Vatikan. Am Petersplatz angekommen, schaute mich eine junge Frau an und fragte: "Pellegrino?". "Si, si." Marti war ganz begeistert von meiner Strecke, wir erzählten eine Weile und schossen noch paar gemeinsame Bilder.

Jerusalem Weg Nun musste ich erstmal das Organisatorische abarbeiten: Testimonium holen, Unterkunft suchen. War auch alles unproblematisch. Als Pilger meldest dich bei der Schweizer Garde, wirst von der Polizei gecheckt und darfst einen extra Durchgang benutzen. Dann bekommst du deine Pilgerurkunde, bei den Massen steht man sonst Stunden. Meine Unterkunft fand ich im Stadtteil Trastevere, an der Engelsburg vorbei paar Kilometer am Tiber entlang, etwa gegenüber vom Circus Maximus. Spedale della Provvidenza, eine sehr gute Pilgerherberge, mit Frühstück und Abendbrot. Hier durfte man 2 Nächte bleiben und so kümmerte ich mich drum, am Folgetag irgendwie Papa Francesco zu sehen. Und ich hatte Glück, morgen ist zufällig eine Messe für die Carabinieri, ansonsten hätte ich bis Pfingsten hier warten müssen. Da ist dann aber richtig Betrieb hier.

Die Herberge gehört zur Jakobsbruderschaft, wie die in Radicofani. D.h. es gab wieder gemeinsame Mahlzeiten und rituelle Fußwaschungen. Schlafsäle waren nach Geschlechtern getrennt. Es waren viele Pilger hier, ab und an kam jemand, von dem man unterwegs gelesen oder gehört hatte. So gab es viel Interessantes zu hören. Am nächsten Tag war ich zeitig am Vatikan, wollte einen guten Platz. Das war gut so, krampfhaft musste ich meine Stange am Geländer 2 Stunden verteidigen ehe das Papa-Mobil anrückte. Es drückte mir die Tränen in die Augen, auf meiner Strecke so einen Moment zu haben.

Und wen traf ich dort, mitten unter Tausenden Menschen? Alain und Gabrielle 🙂. Das ging uns schon in Sienna so. Menschenmassen dort, aber wir liefen aufeinander zu. Schicksal, Zufall? Egal, schön eben. Und so spazierten wir nach der Papstmesse noch lange zu den antiken Sehenswürdigkeiten: Tiberinsel, Circus Maximus, Forum Romanum, Kaiserforen, Palatin, Kapitol usf. Den herrlichen Tag ließen wir mal nicht in der Unterkunft, sondern in der Pizzeria zusammen mit den deutschen Pilgern bei paar Bierchen ausklingen. Die Nacht war mir heute zu laut im Schlafsaal, ich legte mich in den Vorraum. Böser Fehler, der Hospitalero weckte mich am nächsten Morgen mit einer Schimpfkanonade. Strenges Regime hier 🙂.

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