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Jerusalem Weg - Seite 7

Italien

Marina di Carrara - Siena

Jerusalem Weg Am sonnigen Morgen ging es zunächst endlos am Meer die Strandpromenade entlang. Erst am Ende nach einem Park bog der Weg rechtwinklig ins Landesinnere nach Pietrasanta. In der Herberge eines Nonnenklosters fand ich Unterkunft. Ein Pilger war sogar hier. Wir unterhielten uns, dann ging ich einkaufen in die Vorstadt. Nur selten aß ich warm, wußte noch nicht wie ich mit meinem Budget hinkomme. Aber je weiter der Weg, umso öfter gönnte ich mir was 🙂. Es war eine schöne Stadt, ich blieb bis zu Abend auf der Piazza Duomo und schaute mir neben dem Dom San Martino u.a. die ungewöhnlichen Kunstwerke hier an.

Jerusalem Weg Tags darauf wartete das erste von so vielen toskanischen Highlights, Lucca. Zunächst verlief die Strecke am Fuße der Berge die Hauptstraße entlang durch die Vorstadt Pietrasantas, danach weiter durch das Tal nach Camaiore. Erst danach wurde es wieder steiler, aber auch waldreicher. Bei wunderbaren Aussichten kommt man nach Überquerung des Serchio an dessen Ufer entlang in die Innenstadt Luccas. In Lucca, von dicken Mauern umgeben, ist ein Bauwerk schöner als das andere: die Kathedrale San Martino, die Kirchen San Michele in Foro und San Francesco. Darüber hinaus trifft man hier auch alle Arten von Straßenkünstlern, Opernsänger trällern in den Gassen, Maler verschönern den Piazza San Michele. Hier trifft einen das volle lebensfrohe italienische Flair. Vor dem ausgiebigen Entdecken und Genießen der Stadt, sind allerdings Sicherstellung von Essen und Unterkunft wichtiger. Also einchecken ins riesige Ostello und ab über die eindrucksvolle, vollständig erhaltene Stadtmauer zum Supermercato.

Jerusalem Weg Es wird immer wärmer, je südlicher ich laufe. In der Natur ist das wunderbar, an der Straße nicht ganz so. Das machte sich mir nächsten Tag nach Altopascio bemerkbar. Erst lange durch die Vorstadt Luccas, verlief die Strecke weiter durch bebautes Gebiet nur Straßen entlang, wenig schattig. Ich treffe sogar einige Pilger am Weg, welche von Rom kommen, also entgegengesetzt meiner Route laufen. Manche wollen in die Schweiz, andere durch Frankreich nach Santiago. So geht jeder seinen Weg. Im nicht so umwerfenden Ort angekommen, musste ich erstmal den Schlüssel aus einer Bibliothek holen ehe ich die sehr spartanische Unterkunft bezog. Hier blieb ich allein mit meinem Birra Moretti, kein Pilger mehr in Sicht 🙂.

Jerusalem Weg Tags darauf regnete es, einer der seltenen Tage. Dafür aber wie aus Kannen. Meist Hauptstraßen entlang führte der Weg an Feldern vorüber, danach durch ein waldreiches Stück Nationalpark. Nach Fucecchio überquerte ich den Arno. Ziel war heute das Franziskanerkloster in San Miniato. Bisher auf Spendenbasis, verlangten sie hier gleich mal 35 €. Es gab zwar Abendbrot und Frühstück, Alain und Gabriele bezahlten einen Ort vorher, in San Miniato Basso, 3 €. Nicht gut geplant von mir 🙂. Als Entschädigung kam die Sonne wieder und ich hatte auf dem erkletterten Torre di Federico eine geniale Aussicht über die Toskana. Am Abend besuchte ich die Messe im Konvent, danach, erst 20 Uhr gab es feines Abendessen mit den wenigen Mönchen.

Jerusalem Weg Nach dem guten Frühstück im Kloster warteten heute wunderschöne 30 km fast nur auf ruhige Wanderwege auf mich. Es ging heute nach Gambassi Therme. Soviel Abstufungen von Grün hab ich noch nie gesehen, wie heute auf dem Weg. Kurz vorm Ziel traf ich meine Franzosen im Cafe wieder und wir liefen zusammen in den Ort. Lange fragten wir nach der Unterkunft, keiner wußte was. Ja, wir waren auch dran vorbeigelaufen, sie lag kurz vorm Ort. Und die Herberge ist genial, Abendessen, Frühstück, Übernachtung für 22 €. Ruhig gelegen, neben einer Kirche, in der auch Sigericus übernachtet haben soll. Das ist der Bischof von Canterburry, der im Mittelalter nach Rom und zurück lief. Eine spanische Pilgerin war schon hier, am Abend kamen noch Motorradfahrer. Warum nicht, wenn die Pilger allein die Herberge nicht voll machen, kostet ja alles. Eine junge freundliche Hospitalera kochte für uns, zeigte uns auch die Kirche. Und sogar Biervorräte sind reichlich da, Prost Alain 🙂. Ein rundum gelungener Tag.

Jerusalem Weg Auch der folgende Tag wurde wunderbar. Die Franzosen waren früh schon weg, wie immer. Wunderschöne Wege bei strahlender Sonne führten leicht hügelig zuerst nach San Gimignano mit den berühmten mittelalterlichen Geschlechtertürmen. Ein Kulturschock wenn man grad aus der Natur kommt. Die Stadt ist für Autos gesperrt, aber eine andere Gefahr lauert: Touristenmassen, Chinesen rennen einen fast über den Haufen mit ihren Hightech-Kameras. Ich verweigerte hier sogar mal meinen geliebten Capucchino und lief langsam durch die schöne Stadt, über den Piazza della Cisterna und den Piazza del Duomo, vorbei an unzähligen kleinen Geschäfte und Cafe's. Nach dem Ort mit der signifikanten Skyline ging es leicht bergab über ruhige Feldwege nach Colle Val d'Elsa. Unterwegs hatte ich Alain und Gabrielle wieder eingeholt und wir liefen gemeinsam durch das riesige Tor der Stadtmauer zum Franziskanerkloster. Es dauerte lange bis uns jemand einließ, ist meist so in Italien, wenn man zu zeitig vor Ort ist. Abends lief ich noch lange durch die Stadt für offenes WLAN 🙂.

Jerusalem Weg Am nächsten Tag führte die Strecke zunächst die Hauptstraße aus dem Ort heraus, dann ging es wieder landschaftlich schön an Feld, Wald und Wiesen entlang. In Monteriggoni, einem wunderschönen kleinen ummauerten Dörfchen, pausierte ich mal eine Stunde. Weiter ging es, immer wärmer werdend, Feldwege entlang. Nur langsam wurden die Häuser mehr, ich war vor Siena. Die wunderhübsche Stadt zieht sich in die Länge, meine Jugendherberge war weit weg von der Innenstadt. Morgen führte der Weg zwar durch die City, ich wollte sie aber heute schon sehen. Nach der langen Vorstadt, erwartete mich das Wundervollste, was ich bis jetzt sehen durfte. Mit dieser Schönheit der Bauwerke und Plätze war bisher nur der Mailänder Dom vergleichbar. Vor dem phantastischen Dom und auf dem Il Campo waren momentan in der Hitze noch wenig Menschen. Zweimal im Jahr finden auf letzterem Pferderennen statt, kaum vorstellbar. Ich blieb lange, auf dem Rückweg gab es noch Pizza auf die Hand (1 € das Viertel !!!), ehe ich in der Herberge ankam.

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