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Jerusalem Weg - Seite 6

Italien

Fiorenzuola d'Arda - Marina di Carrara

Jerusalem Weg Früh am Morgen kam eine junge Frau in die Küche, sah mich dort liegen, lachte und gab mir eine Menge Brot, Käse und Obst mit auf den Weg. Super nett. Der Weg nach Fidenza verlief lange schnurgerade die Straße entlang. Über einen kleinen Fluss ging es in die Innenstadt, die erste Bar war gleich meine 🙂. Nach dem Besuch der Innenstadt verlief der ansteigende Weg nach Costa Mezzana wieder landschaftlich schöner. Ab und an quert man kleine Bäche, bedeutet Schuhe aus und wieder an, also eher eine abwechslungsreiche Strecke. In der örtlichen Trattoria holte ich den Schlüssel für das Ostello, ein einzelnes Haus am Dorfrand. Es regnete heute wieder mal, zu sehen gab's hier nicht viel, so aß ich in der Trattoria und verbrachte den restlichen Abend beim Touren planen.

Jerusalem Weg Ruhige Nebenstraßen entlang führte die Strecke am nächsten Tag über Medesano nach Fornovo di Taro. Nach der Brücke über den ziemlich breiten Taro beginnt der Weg anzusteigen. Es sind die ersten Ausläufer des Apennin. An kleinen Dörfern vorbei, landet man am Ziel in einer wunderschönen Pilgerherberge in Sivizzano. Der Schlafsaal war ähnlich einer Grotte und ein sonniger Garten ludt zum Sitzen ein. Nur Essen und Trinken fehlte noch, der einzige Shop, den ich unterwegs sah, hatte noch zu. So lief ich am Abend nochmal hin und holte das Notwendige. Andrea ging mit, ich traf die deutsche Pilgerin hier erstmalig und wir liefen den nächsten Tag zusammen. Alain und Gabrielle kamen abends auch hierher.

Jerusalem Weg Es ging weiter bergan auf den Apennin, durch kleine Dörfer. In einem davon winkte eine Frau aus dem Fenster, Andrea konnte Italienisch, wir waren auf einen Kaffee eingeladen. Es wurde landschaftlich immer schöner, man hatte wunderbare Aussichten ins Tal. Auch die Sonne blieb uns treu. In Case Storti vor Cassio stärkten wir uns in einer Bar, danach ging es leicht bergab und bergauf die Straße entlang ans Ziel nach Berceto. Am Ostello di Cassio überlegten wir, ob wir da nächtigten, aber es war noch zu zeitig am Tag. Es war kurzweilig zu zweit, viel zu schnell waren wir da. Andrea gefiel es gar, nicht dass wir abwärts so viel Straße entlang liefen, mich störte es seit der Schweiz kaum noch.

Jerusalem Weg Wieder allein, erwartete mich erneut eine landschaftlich wunderschöne Strecke. Weiter stramm aufwärts durch den Wald und grüne Täler geht es zum Passo della Cisa, dem 1041 m hohen Apennin-Pass. Dort besuchte ich zur Stärkung die Bar, viele Wölfe gäbe es hier, erfuhr ich dort. Aber ich hatte keinen gesehen. Eher abwärts, aber doch im Auf und Ab schlängelten sich die Serpentinen durch Montelungo nach Pontremoli. Ich übernachtete hier im Kapuzinerkloster, ging aber vorher noch in die Stadt zum Einkaufen.

Jerusalem Weg Am Morgen musste ich erst Stück laufen ehe ich ein offenes Cafe für's Frühstück fand. Im Tal zwischen den Bergen zog sich der Weg heute eher flach an der Straße entlang. Aber der Blick auf die Berge links und rechts entschädigte dafür. Erst nach Villafranca in Lunigiana gab es wieder größere Waldstücke zu durchlaufen. In Aulla angekommen, zeigte man mir die nette Unterkunft im Dachgeschoß der Kirche. Auf der Terrasse dort wurde mir das erste Mal das schöne Glockenspiel der Kirchen hier bewußt. Nach dem Einkauf verblieb ich dann auch dort und später kamen ... natürlich meine 2 Lieblings-Franzosen 🙂.

Jerusalem Weg Heute stand der letzte Bergrücken vorm Meer auf dem Plan. Steil bergan führten z.T. schwer begehbare Wege. Manche liefen im Bach entlang. Aber wenn sich der Wald lichtete, hatte man grandiose Aussichten, manchmal bis La Spezia. Unterwegs überholte ich die beiden Franzosen, german express is coming, war ihr trockener Kommentar. Sie liefen meist zeitiger als ich los. In Sarzana angekommen, standen Leute vor einer Kirche. Ich wollte fragen wo das Parrocchia ist, da wimmelt man mich ab in der Art: Hier wird nicht gebettelt. Ich muss ja ausgesehen haben 🙂. Als mich die Leute später mit einem Mönch sahen, stellten sie das Missverständnis ganz lieb richtig. Spartanisch, aber völlig ok war das Zimmer. Im kleinen Garten standen Bergamotten-Bäume, eine kleine saure Orangenform. Alain sagte mir, die grünen Dinger könne ich schon essen, so stopften wir uns die Hosentaschen voll. Abends besuchten wir noch eine Bar im Ort.

Jerusalem Weg Ich war mittlerweile mittendrin in dem schönen Land, genoß Landschaft, Menschen und Lebensart hier. Durch die flache Lombardei war es über die wunderschönen Apenninen in die herrliche Toskana gegangen. Leute sprachen einen unterwegs an oder grüßten freundlich. In den Herbergen traf ich interessante Leute und ging ab und an mal mit jemandem zusammen. Die Via Francigena ist herrlich zu laufen, jeden Tag gab es irgendetwas Bewegendes, ob landschaftlich oder menschlich. Die Zeit rannte hier. Ich lernte dieses Land lieben. Und wie glücklich war ich dann, als ich in bei Massa das erste Mal am Meer stand, hier hatte ich das Gefühl etwas geschafft zu haben und belohnt worden zu sein. Die kurze Strecke nach Massa, genauer Marina di Carrara, führte zum Großteil an einer Hauptstraße durch Vorstädte.

Jerusalem Weg Trotz mehrerer Cappucchinos war ich viel zu zeitig da. In der Jugendherberge kein Hospitalero, kein Pilger. So stellte ich den Rucksack ab und ging am Meer spazieren, es war keine 10 m hinter der Unterkunft. Trotz trübem Wetter, alle Strandliegen waren leer, war es herrlich. Natürlich kamen meine Lieblingsfranzosen später auch hierher. Von hier aus sah man in die zurückliegenden Berge und die Apuanischen Alpen mit den weißen Steinbrüchen des berühmten Carrara Marmors.

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