Immer höher. Diese Tour soll uns in der Vulkan-Landschaft Ecuadors auf drei 4000-er, zwei 5000-er und einen 6000-er führen.
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Deutschland
Nürnberg - Lindau
Mehr durch Vorstädte ging es weiter über Schwabach, erst danach verlief der Weg wieder schöner in der Natur. In der Jugendherberge Gunzenhausen war noch niemand vor Ort, so entspannte ich an der Promenade der Altmühl. Flach und meist auf Feldwegen lief ich weiter bis Öttingen. Dort hatte ich mal keine Unterkunft vorgebucht und musste suchen. Die fand ich in einem Gasthof in der Innenstadt, ein älterer Herr kümmerte sich um alles und zeigte mir die Terrasse. Da saß ich seit langem erstmals entspannt in der Sonne bei paar Bierchen. Hier wurde mir auch bewusst dass ich mir selbst zu viel Druck gemacht hab, da ich viele Unterkünfte im voraus geplant hatte und also genau an dem Tag an dem Ort sein mußte. Das ließ ich ab der Schweiz bleiben.
Bis Nördlingen ging es auf Straßen entlang durch kleine Ortschaften, erst danach wurde es wieder waldreicher, das Klosterhospiz Neresheim war mein nächstes Ziel. Die Geschichte dieses spätbarocken Benediktiner-Klosters soll bis ins 11. Jahrhundert zurückgehen. Es ist ein großes gepflegtes Gelände mit einer sehr schönen Klosterkirche, auf dem Hügel vor dem Ort gelegen. Beim Frühstück am nächsten Morgen traf ich den ersten Pilger, einen jungen Mann, der über die Schweiz und Frankreich nach Santiago wollte. Angenehme Wege durch Wald und Flur führten mich weiter über Nerenstetten Richtung Ulm. Die letzten Kilometer in die Stadt verliefen an der Donau entlang. Ich war zeitig da und wandelte paar Stunden durch die Stadt. Später musste ich noch nach Neu-Ulm, ich hatte da eine private Unterkunft bei Fam. Zender. Sie hatten schon Zweifel an meiner Pilgerschaft, da ich geschrieben hatte ich sei Jakobspilger und hätte meine Muschel mit. Du bist Jerusalem- und Rompilger, du brauchst einen Schlüssel (Rom) bzw. eine Palme (Jerusalem). Beide waren ein erfahrene Pilger, sie waren schon viele Wege gegangen und gaben mir nützliche Tipps.
Am nächsten Morgen musste ich zunächst am Kanal entlang zurück nach Ulm ehe es wieder in die Natur ging. Unterwegs auf dem Feldweg rannte ein großer Hund auf mich zu, setze sich vor mir hin und knurrte. Ein weiterer Grund warum ich mir ab der Schweiz einen hölzernen Pilgerstock zulegte. So machte ich es auch auf späteren Wegen. Man hält die Hunde damit sicher auf Abstand, man muss den Stock nur vor oder hinter sich auf dem Boden schleifen lassen. In Oberdischingen gab es zwar eine Pilgerherberge, das Cursillo-Haus St. Jakobus, aber die hatte geschlossen. So nahm ich eine Pension und gönnte mir abends mal warmes Essen in einer kleinen Gaststätte.
Am folgenden Tag regnete es erstmals, die Strecke nach Biberach war dennoch leicht zu gehen, meist an Feldwegen entlang. Beim Abstieg zur Jugendherberge schmerzten die Knie. Das zog sich noch bis zur Alpenüberquerung später, Schmerzen an Knien und Achillessehne, aber alles löste sich irgendwann in Nichts auf, indem ich immer weiterlief. Später in Lindau in der Pilgerherberge standen Pilgerregeln, eine davon lautete: Wenn du an deine Grenzen kommst und glaubst, es geht nicht mehr, lauf einfach weiter. Was simple klingt, wirkt größtenteils irgendwie 🙂. Es wurde zunehmend waldreicher auf dem Weg nach Baindt, war entspannt zu laufen. Ein tolles Pilgerzimmer bekam ich im Nonnenkloster, zu toppen nur noch von dem Osterfrühstück, welches mir die Nonnen am nächsten Morgen bereiteten. Da steckte in jedem Handgriff viel Liebe. Die heutige Strecke nach Neukirch führte anfangs nur durch Ortschaften. Erst nach Ravensburg ging es wieder Feld- und Waldwege entlang. Ich musste in Tettnang links weg Richtung Neukirch, da hatte ich eine Privatunterkunft. Von dem Abzweig an lief ich nur noch an großen Hauptstraßen, das war nicht sonderlich angenehm.
Auch auf dem weiteren Weg wechselten große und kleine Straßen, ich war ja auch abseits jeglicher Pilgerwege. Eher genervt vom Verkehr als entspannt, spazierte ich in Lindau zunächst an den Bodensee zur Insel und ließ die Seele mal kurz baumeln. Man sah trotz trübem Wetter die Berge der Schweiz in der Ferne. Später musste ich etwas auswärts nach Oberreutin zur Pilgerherberge. Nach telefonischer Absprache bekam ich den Schlüssel dafür. Völlig allein hatte ich das Haus für mich, sogar eine Terasse gab es. Das war jetzt der letzte Tag in Deutschland. Der deutsche Pilgerweg war wunderschön, v.a. viel Wald und Feld, das Wetter spielte auch mit, 2-3 mal hat es geregnet, peanuts 🙂. Trotzdem war dies der physisch anstrengende Teil meines Weges, d.h. ab jetzt lief es runder.