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Jerusalem Weg - Seite 13

Kreta

Likos - Preveli, danach zurück zu den Schluchten

Jerusalem Weg Ich hatte beständig vor, endlich mal zu campen, da ich ja mein Zelt mitschleppte. Es gab auch überall hier die Möglichkeit wild zu campen. Aber immer waren die Schattenplätze besetzt, in der Sonne war es im Zelt nicht auszuhalten. Deshalb nahm ich meist Rent rooms. So auch in Chora Sfakion. Früh führte der Weg erst über einen Berg, hinunter in einen malerischen Ort: Loutro. Hinter dem Ort verläuft der Weg am Berg entlang, in etwa 50 m Höhe. Er führt durch idylissche Buchten und über einsame Kieselstrände. Nach einer schönen Kirche, Ekklisia Timios Stavros, kommt man am Sweet Water Beach vorbei. In der Taverne nahm ich einen Greek Coffee, wir sagen türkisch dazu, hier unten streitet man sich noch 🙂. Nach der nächsten einsamen Bucht führt der Weg extrem steil hoch auf einen Wanderpfad, danach auf die Straße, die mich hinunter nach Chora Sfakion bringt.

Jerusalem Weg Als ich meinte, das Feierabend-Bier naht, bat man mich, in eine andere Unterkunft umzuziehen. Der Eigentümer hätte sich vertan, ich vermute eher, später fragten Touristen an, die länger als einen Tag bleiben wollten. War mir ziemlich egal, Hauptsache schattigen, kühlen Schlafplatz zum Ausruhen. Passierte mir kurz darauf nochmal. Am nächsten Tag ging es zunächst leicht bergan, danach ganztägig ziemlich gerade kleine Straßen entlang bis Fragkokastello. Kurze Strecke, doch sau heiß. Nach der Begehung fällt auf, dass das weniger ein Ort, sondern eine Ansammlung von Tavernen rund um eine venezianische Burg ist. Durstig ging ich dann in eine Bar mit Shisha-Lounge und bekam hier sogar gleich ein kleines Zimmer. War scheinbar keine Urlaubsgegend mehr hier. Unter dem Krawall der Zikaden schaute ich mir noch die Burg an ehe der Abend den gewohnten Verlauf nahm.

Jerusalem Weg Entspannt und kurz war die Strecke danach zum Korakas-Beach, meist an trockenen Feldern vorbei und auf ruhigen Straßen. Nachdem ich meine Unterkunft in Beschlag nahm, verbrachte ich paar Stunden an dem ruhigen Sandstrand. Beim Abendessen meinte der Besitzer der Unterkunft, dass er vergessen hatte, dass er mein Zimmer schon vermietet hatte. Das kannte ich doch schon, aber diesmal hatte ich mehr Glück. Unter 1000 Entschuldigungen und viel Raki bat er mich in ein Nobelhotel umzuziehen, zum gleichen Preis. Mit Pool und allem Pipapo, so ein Pech aber auch 🙂. Am nächsten Morgen ging es wieder ein bergauf und an den Klippen entlang. Schöne Ausblicke auf die Küstenlinie und traumhafte Strände begleiteten die ganze Strecke. Zwischenzeitlich blies starker Wind, in der Hitze eher angenehm. An dem großen Strand von Souda nahm ich erstmal Flüssigkeit auf, ehe es auf der Küstenstraße nach Plakias ging.

Jerusalem Weg Hier mußte ich langsam überlegen wie ich weiter laufe. Der E4 führte ins Landesinnere, weg von der Küste. Hier war die beste Möglichkeit darüber Informationen einzuholen. In Plakias trafen sich nämlich die Backpacker und Aussteiger, sie kannten sich gut aus in verschiedenen Teilen Kretas. So verbrachte ich 2 Tage in der dortigen Jugendherberge, derzeit betreut von Ulli, einem Berliner. Schon in den 70'ern trafen sich hier Hippies und Aussteiger, der Name Schweinebucht für den herrlichen Strand hier, kam nicht von ungefähr 🙂. Und ich bekam meine Infos: Würde ich dem E4 weiter folgen, käme fast nichts Sehenswertes mehr, der Psiloritis, der höchste Berg Kretas wäre so ziemlich das Einzige. So traf ich dann auch die Entscheidung an der Küste zurückzulaufen und mir alle Schluchten anzusehen.

Jerusalem Weg Doch erstmal blieb ich, auch wenn ich jeden Abend mein Bett neu verteidigen oder auch freiräumen musste 🙂. Hätte aber auch die Hängematten im schönen Garten nehmen können. Am Folgetag lief ich mit paar Deutschen zur Schweinebucht, der grobkörnige Sand ist der Grund für das glasklare Wasser da. War aber auch entsprechend voller Menschen. Tags darauf bin ich mit Niklas, einem Studenten und Kreta Backpacker nach Preveli, einem herrlichen Palmenstrand zwischen Plakias und Agia Galini gelaufen. Der war allerdings extrem überlaufen. Auf dem Rückweg trafen wir unterwegs paar Althippies aus den Hoch-Zeiten von Plakias, wo Tourismus noch ein Fremdwort war. Einige sind seitdem geblieben und haben kleine Läden.

Jerusalem Weg Dann nahm ich Abschied von einer, laut Rough Guide, lässigsten und freiesten Herbergen der Welt. Es ging über mehrere Tage wieder gen Westen, diesselbe Strecke, zum Ablaufen der Schluchten. Von Chora Sfakion startete ich zur Imbrosschlucht gleich in der Nähe. Sie beginnt steil bergan in Imbros und endet an einer Straße kurz vorm Meer. Sie ist sehr schön und leicht zu laufen. Tags darauf lief ich wieder nach Lykos. Von hier aus startete ich meine restlichen Touren. Um in die Aradena-Schlucht zu kommen, musste ich am Folgetag erst einen steilen Berg in sengender Hitze hinauf. Kein Schatten. Nach dem Dorf Livaniana begannen Serpentinen, die Aussicht in die Bucht war genial. Oben auf dem Plateau angekommen, sah man entfernt die Gipfel der Weißen Berge (Lefka Ori). Über eine Brücke kommt man in verlassenen Ort Aradaina. Am Ortsschild erkennt man den kretischen Volkssport Nr. 1, die Straßen-Schilder zu zerballern 🙂. Dort steigt man ab in die Schlucht. Das war schon eine andere Hausnummer, sehr anspruchsvoll, teilweise zum Klettern. Sie endet direkt am schönen, überlaufenen Marmara-Beach am Meer.

Jerusalem Weg Tags darauf ging in die bekannteste der kretischen Schluchten: die Samariaschlucht. Zuerst lief ich über den Berg nach Loutro und von dort ging es mit der Fähre nach Agia Roumeli, da wo die Schlucht im Meer endet. Von da lief ich die Schlucht von unten hinauf, auf halber Strecke kamen mir viele Menschen entgegen. Nachdem es etwa eine halbe Stunde nach dem Dorf Samaria ruhiger wurde, machte ich kehrt. Landschaftlich wunderschön und gut zu laufen, sind die Ausmaße viel größer als bei der Aradena Schlucht. Die Felswände links und rechts ragen bis zu 600 m hoch. Abwechslungsreiche Vegetation und ab und zu eins der seltenen Wildziegen machen den Weg kurzweilig.

Jerusalem Weg Zum Abschluss wollte ich noch etwas von den weißen Bergen sehen und lief denselben steilen Berg hinauf wie vorgestern. An Livaniana vorbei auf das Hochplateau. Dort aber nach Anopoli und einige Kilometer Richtung Pachnes, dem zweithöchstem Berg Kretas. Allerdings nicht bis ganz hoch, das wäre an einem Tag nicht möglich gewesen. Zudem war die Hitze grenzwertig. Der Rückweg führte mich über Kampia den steilen Berg hinunter wieder nach Loutro und Lykos. Gern wäre ich noch übergesetzt zum südlichsten Punkt Europas, der Insel Gavdos. Auch sie war in den 70'ern Ziel von Aussteigern und Backpackern. Allerdings wurde mir gesagt, die See wäre zu rauh momentan. So verbrachte ich den folgenden Tag am Strand der Traumbucht Lykos und plante mein weiteres Vorgehen in Israel, buchte auch meine Unterkunft in Tel Aviv.

Jerusalem Weg Vagelis, der Inhaber, bereitet hier schon mittags mittels Parabol-Spiegel das Essen. Wunderbar kreativ ist er auch beim Basteln von kleinen Dingen aus Naturmaterial, welches hier überall im Garten und der Terasse präsent ist. Die süße Katze erledigt den Rest für die gute Laune hier 🙂. Einen Abend bestellte ich mal Ziege als Abendessen, Die Frau von Vagelis meinte, das dauert aber bischen. Kein Problem. 10 Minuten später lief ein älterer Mann mit mindestens genauso altem Schäferhund vorbei. Es knallte kurz darauf und beide kamen zurück, der Mann hatte allerdings jetzt eine tote Ziege auf dem Rücken. Eine halbe Stunde später hatte ich mein Abendessen. Keine Ahnung, ob diese Ziege mein Abendessen war, aber es war so naheliegend und lustig, das so zu assoziieren 🙂. Ich war hier rundum glücklich und wollte den Ort später auch Manu zeigen. 4 Jahre später machten wir hier paar Tage Wanderurlaub: Kreta.

Jerusalem Weg Nun hieß es Abschied nehmen vom lybischen Meer und es ging per Bus nach Heraklion. Dort angekommen, wanderte ich nach Knossos, der alten minoischen Ausgrabungsstätte und danach zurück in den venezianischen Hafen Heraklions. Ich lief noch etwas die Nordküste ab, die wie ich finde, nicht so schön wie die im Süden ist. Gegen Abend gönnte ich mir nochmal typisch kretische Küche ehe ich die Nacht auf dem Flughafen verbrachte. War zu aufgeregt zum Schlafen.

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