ph

Jerusalem Weg - Seite 11

Italien

Mignano Monte Lungo - Brindisi

Jerusalem Weg Wir liefen heute Morgen wieder zusammen und der Weg war super, aber es war wieder heiß. An Feldwegen entlang sah man idyllische Orte in den Bergen, es ging durch einsame Ortschaften und ein Stück am Fiume Volturno entlang. Sehr kurzweilig bis wir an der kleinen Kirche vor Alife ankamen. Roland rief die Nummer der Hospitalera an und sie zeigte uns die Dachkammer, welche heute unsere Unterkunft war. Später liefen wir noch in den streng quadratisch aufgebauten Ort, ich ließ mir gleich mal einen neuen Haarschnitt verpassen, hatte ich ja mittlerweile Wildwuchs auf dem Kopf 🙂.

Jerusalem Weg Früh ging es nochmals durch Alife, ehe wir über ruhige Straßen nach Telese Therme liefen. Es begann unterwegs zu regnen, wir stellten uns eine Weile unter. Doch blieb es entspannt und kurzweilig, an einem Bergrücken vorbei, liefen wir in den Ort. Die nicht allzu freundliche Inhaberin unseres Hotels musste erst von Roland bekniet werden, es gab nämlich Pilgerrabatt für viele Unterkünfte, so auch hier. Aber manche erleiden da plötzlichen Gedächtnisverlust. Eigentlich liegt das Hotel ja ganz schön am Lago di Telese, so ging ich abends noch eine Runde um den See.

Jerusalem Weg Nächsten Morgen überquerten wir erst den Fiume Calore ehe es leicht bergan nach Solopaca ging. Dahinter beeindrucken bis zu 1400 m hohe Berge. Am Fuße der Berge führte unser Weg heute meist über kleinere Straßen nach Benevento. Wir waren zeitig da, nach Rundgang durch die schöne City mit Dom und Trajansbogen beschlossen wir einen kurzen Ausflug mit dem Bus nach Pietrelcina zu machen. Eine Kultstätte für Gläubige, da Padre Pio hier geboren wurde und predigte. Nur Dank Roland fanden wir in dem Durcheinander auf dem zentralen Halteplatz den richtigen Bus.

Jerusalem Weg In Pietrelcina erklärte mir Roland alles Wichtige, er wußte als Lateinlehrer unheimlich viel über italienische Geschichte und Religion. Den Bus zurück nach Benevento zu bekommen, war ebenso wie Glücksspiel, mir bisher unerklärlich wie die Einheimischen hier wissen wann und wo ein Bus abfährt. Beim Abendessen nahmen wir dann Abschied, beide mußten morgen wieder nach Hause, ihr Urlaub war zu Ende. Aber auch ich musste den weiteren Plan völlig umkrempeln. Finanzen wurden knapp, seit Rom war es teurer geworden, weniger Pilgerherbergen und mehr Pensionen oder Hotels. Auch genoss ich die Gesellschaft von anderen Pilgern, d.h. ich ging öfter mal mit in die Trattoria, als mir was im Supermarkt zu holen. Ich war langsam zum Genuss-Pilger mutiert 🙂. Wie auch immer, ich mußte kurz unterbrechen, um zu arbeiten. Für Juli hatte ich 2 Aufträge in Aussicht, das sollte mich bis zum Ziel bringen. Nur wo unterbreche ich, paar Tage hatte ich noch Zeit?

Jerusalem Weg Ich freute mich so sehr endlich paar Tage hintereinander am Meer zu laufen. So war die Entscheidung leichter, es wird weiter die Via Francigena del Sud von Bari nach Brindisi gehen. Die übersprungenen Etappen laufe ich später mit Manu nach, die Beschreibung für den Teil der Strecke muss ich noch nachreichen. So ging es also von Kampanien nach Apulien. In Bari bekam ich gleich Probleme mit der Unterkunft. Billige Unterkünfte aus den Guides waren voll, wieder musste ein preiswertes Hotel herhalten. Aber vorher wanderte ich in die Altstadt Bari Vecchia mit ihren engen Gassen und dem Hafen. Hier steht die Basilika San Nicola aus dem 11. Jahrhundert, auch eine Pilgerstätte, der heilige Nikolaus liegt hier. Ich verabschiedete nun auch meinen treuen Pilgerstock, warf ihn in die türkisfarbene Adria. Er war mir in den Bergen und bei hartnäckigen Hunden eine große Hilfe. Zwischenzeitlich regnete und hagelte es, das war aber schnell vorbei und ich konnte mit meinem Freund Peroni am Meer den Abend verbringen 🙂.

Jerusalem Weg Die Strecke nächsten Morgen verlief unmittelbar am Meer entlang, sehr kurzweilig, durch kleine Orte wie San Giorgio und Torre a Mare. Die letzten Kilometer lief ich wieder die Hauptstraße entlang nach Mola di Bari. Ein schöner Ort mit einem beeindruckenden Kastell, Castello Angioino. Ich nahm Unterkunft in einem B&B und begab mich danach wieder ans Meer. Ähnlich entspannend und an Straßen am Meer entlang verlief auch die nächste Etappe nach Monopoli. Bei meist sonnigem Wetter durchquerte man so schöne Orte wie Polignano a Mare, dessen Häuser dicht gedrängt auf Felsen am Meer stehen. In Monopoli suchte ich zunächst in offenen WLANs eine Unterkunft, wieder wurde es ein kleines B&B. Danach lohnte sich auf jeden Fall ein Gang durch den Stadtkern mit den kleinen Gassen und vielen Bars. Den Abend verbrachte ich beim Castello am Hafen von Monopoli, am Meer. Die Lichter gingen an und dunkle Wolken zogen auf, wunderschönes Flair.

Jerusalem Weg Weiter ging es früh die Adria entlang, es wird immer heißer. In Torre Canne sollte es wieder ein Parrocchia geben, eine Herberge in der Kirche. Ich brauchte eine Weile um den Padre zu finden, danach ging ich in die etwas zerfallene Unterkunft. Nach dem Strandgang verfolgte ich heute mal ein Spiel der Italiener bei der Fußball-WM in der Bar. Am nächsten Morgen brachte ich den Schlüssel zurück zum Padre. Er konnte kaum laufen. Nach dem üblichen Woher und Wohin, sagte er nur: Bete in Jerusalem für mich (was ich am Ziel natürlich tat). Geld wollte er partout nicht, nicht mal ein Donativo. Seine leuchtenden Augen begleiteten mich als ich ging. Ich war berührt, solche Momente bleiben.

Jerusalem Weg Nach etlichen Straßenkilometern ging der Weg runter an den Strand und verlief dort weiter. Danach dann wieder viel Straße durch trockene Landschaften. Bei brütender Hitze durfte ich den Abzweig nicht verpassen auf den Zeltplatz nach Lamaforca. Es waren wenig Camper hier, dafür aber viele Ameisen. Im Zelt selbst war es vor Hitze kaum auszuhalten, so spazierte ich bis zum Abend am Strand entlang. Die Strecke nach Brindisi tags darauf verlief schöner, fern der Hauptstraße durch kleine Orte die Adria entlang. Auf halber Strecke ging es durch ein Naturreservat mit Sandstränden, hier war ich dann auch ausgiebig im türkisen Wasser baden. Ins Zentrum von Brindisi musste ich vorher am Airport vorbei. So nutzte ich die Gelegenheit dort nachzufragen wie ich am besten zurück nach Deutschland komme.

Jerusalem Weg In der Innenstadt fand ich ein preiswertes Hotel und erkundete danach die Stadt mit der schönen Strandpromenade. An den zwei Säulen in Brindisi endet die schon 312 v.C. begonnene Via Appia, die ich schon beim Verlassen von Rom auf originalem Pflaster gegangen bin. Wehmütig lief ich noch zum Fährhafen, wo meine Route normalerweise weiter gegangen wäre. Lustig nach der bisherigen Strecke, wenn man jemanden fragt, wo es zu den Fähren geht und er meint, ich solle den Bus nehmen, es sei zu weit, es waren ca. 3 km 🙂. Ich verbrachte dann noch zwei Tage in Brindisi, konnte abends in einem Restaurant am Meer sogar wieder 2 Spiele der WM verfolgen. Dann sollte mich ein Zubringer vom Airport nach Bari bringen, von wo es vorübergehend nach Deutschland ging. Typisch italienisch, aber irgendwie süß, fand ich die Shuttlefahrt. Der Fahrer kam eine halbe Stunde nach vereinbarter Zeit. Die Wartenden spektakelten nervös, da ja viele einen Anschlussflug hatten. Tiefenentspannt versuchte der Fahrer die Gemüter zu beruhigen, die eine Fahrstunde lang laut auf ihn einredeten 🙂. Am Ende waren alle pünktlich dort. Ciao Italia, ciao bella.

Jerusalem Weg

Jerusalem Weg

Info
Indem Sie unsere Website nutzen, stimmen Sie unseren Cookie-Richtlinien zu.