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Jerusalem Weg - Seite 10

Italien

Rom - Mignano Monte Lungo

Jerusalem Weg Früh wurde es heftig für mich. Adieu Rom, adieu Alain und Gabrielle. Ich heulte. Auch war die Wahrscheinlichkeit nicht groß, auf dem Weg nach Brindisi, Pilger zu treffen. So ging es denn vorbei an der Maxentiusvilla und den Katakomben die Via Appia antica hinaus aus Rom. Eine Italienerin auf einem Pferd fragte mich da, ob ich etwas Wasser hätte. Ja klar, meine Flaschen sind früh immer voll. Sie führte mich zu einer Frau, die halb in Unterwäsche am Boden lag. Sie trank das Wasser und erzählte, dass sie von Rom nach Jerusalem pilgern wollte. Hmm, na ja, paar Zweifel waren da schon berechtigt, sie war wahrscheinlich kollabiert bei der Hitze. Aber gut, anfängliche Probleme hatte ich ja auch. Unterwegs traf ich dann eine Gruppe Santiagopilger, die entgegengesetzt nach Rom ging. Lustige Truppe, mit Salvatore aus Rom habe ich noch heute noch Kontakt.

Jerusalem Weg Weiter durch Lazio verlief der Weg der Via Francigena del Sud zunächst nach Marino. Anfangs noch schön an der Via Appia, wurde es zunehmend mehr Straße. So auch den folgenden Tag nach Artena. An einer Straße durch ein Waldgebiet saßen die meist schwarzen Mädels des örtlichen Straßenstrichs auf ihren Stühlen am Rand. Die Orte lagen jetzt auf hohen Hügeln mit genialen Rundumblicken, steil ging es deshalb die letzten Kilometer hoch zum Albergo Chiocchiò. Grad geduscht in der Herberge und auf der Bank bei einem Bier sitzend, dachte ich: Die beiden sehen doch aus wie deutsche Pilger. Und richtig, dort begegnete ich Gernot und Roland. Wir vertrugen uns sehr gut und liefen bis Benevento meist zusammen. Seitdem hatte ich es leichter, Roland sprach perfekt italienisch.

Jerusalem Weg Wieder meist die Straßen entlang führte der Weg nach Anagni. Aber gut zu laufen, durch weniger hektische Ortschaften und mehr im Grünen verlief die Route. Die letzten Kilometer ging es wieder bergan in den Ort. Schnell war das Zisterzienserkloster gefunden und Entspannung war angesagt bei der Hitze. Allerdings hätte ich in der ersten Bar die Preise studieren sollen, 7 € die Flasche Bier, ist gleich mein Abendbrot 🙂. Am nächsten Tag führte die Route meist über Feldwege und Nebenstraßen nach Veroli. Zunächst leicht bergab, wird es vor Ferentino wieder bergiger. Vorüber an vereinzelten Bergen, zieht sich die Strecke durch ein trockenes Tal, ehe es am Ende einen kahlen Bergrücken hoch in den Ort geht. Da denkt man, dort hätte man es geschafft, später sieht man, die Unterkunft liegt noch viel höher 🙂. Aber die Aussicht von dort war genial.

Am Morgen ging es wieder bergab, an einigen kleinen Siedlungen vorbei, verlief dieser Weg wieder wunderbar vorüber an Feldern, aber auch kleinen Waldgebieten. Unterwegs machten wir eine Rast bei einer Familie, deren wahrscheinliches Hobby es war, Pilger abzufangen, zu bewirten und ihnen Geschichten zu erzählen. Ganz lieb 🙂. Danach war in Ceprano Station, hier nahmen wir ausnahmsweise mal ein preiswertes Hotelzimmer. Von Ceprano ging es zunächst landschaftlich schön weiter, erst kurz vor Cassino wurde es wieder städtischer, mit Industriegebiet und Vororten. Zwischenzeitlich regnete es wieder mal. Doch man hatte den schönen Monte Cassino schon im Blick. Hier steht das wichtigste Benediktinerkloster. Neben seiner sehr interessanten Geschichte liegt hier auch Benedikt begraben. Im Cafe diskutierten wir aus, wie die Unterkunft heute aussehen sollte, es wurde wieder ein preiswertes Hotel.

Jerusalem Weg Die Berge links im Blick lief ich erstmal allein los am Morgen. Es ging wieder ganztägig an der Straße lang, aber mit schönen Aussichten auf vereinzelt stehende Berge. Die Italiener fahren zwar chaotisch, hupen oft, halten an, wo es ihnen beliebt. Und trotzdem habe ich auf dem ganzen Weg durch Italien nur einen Unfall gesehen. Und da war ein deutsches Wohnmobil drin verwickelt. Ich kenne keine rücksichtsvolleren Autofahrer als die Italiener. Nach Lazio ging es jetzt durch Kampanien. Hinter den Serpentinen zwischen 2 Bergen, lag ein riesiges Militärdenkmal am Berghang.

Jerusalem Weg Danach verlief die Straße schnurgerade weiter, an Mignano Monte Lungo vorbei, ich mußte aufpassen den Abzweig zur Unterkunft nicht zu verpassen. Im Agriturismo angekommen, traute ich erstmal nicht rein. Ich hatte zwar keine Angst (mehr) vor Hunden, aber da stand ein Tier, so groß wie ein ausgewachsenes Schaf. Doch der freundliche Inhaber holte mich rein. Es war super hier, wir plauderten erstmal lange, dann bekam ich ein kleines gepflegtes Holzhaus zugewiesen und gab mich dann einem umfangreichen Abendessen und einigen Bieren hin. Gernot und Roland kamen auch noch und es wurde ein gemütlicher Abend. Ich hab heute noch Kontakt zu Annunziato, dem Inhaber.

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